Persönlichkeitsmerkmale politischer Ideologien (Teil 2)

Über die Rolle von Gruppenwettbewerben.

Anknüpfend an den ersten Teil, welcher damit endete, dass linke r-Strategen laut Untersuchungen unter anderem weniger Probleme mit der plötzlichen Übernahme der Regierungsgewalt durch eine Eroberungsmacht von »Außenstehenden« haben, während sie dabei gleichzeitig mit den Regeln und Sitten der Kriegsführung brechen, um mit der tatsächlichen oder angeblichen Notlage eines Feindes zu sympathisieren, ist zu beachten, dass das Ziel des K-Typ-Gruppenwettbewerbers einfach ist: Die gewaltsame Aneignung von Ressourcen von anderen durch einen aggressiven Gruppenangriff (um das oben beschriebene Szenario unter allen Umständen zu verhindern). Um dieses Ziel zu erreichen, sollen sich alle Individuen an bestimmte Verhaltensweisen halten, wie Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe, blinde Unterstützung der Ziele der eigenen Gruppe, Akzeptanz von Autorität, Entschlossenheit im Handeln und Ablehnung von Interessen der Out-Group. Wo die Psychologie des K-Typs erfolgreich ist, gedeihen K-Allele innerhalb der Spezies.

Die Strategie des r-Typs im Gruppenwettbewerb scheint das direkte Gegenteil der Strategie des K-Typs zu sein, was zu erwarten ist, da diese beiden Psychologien im direkten, darwinistischen Wettbewerb zueinanderstehen. Wenn K-Typen in ihren Bemühungen erfolgreich sind und ihre Triebe befriedigen, schwindet der Fortpflanzungsvorteil der r-Typ-Allele. Wenn die r-Typen dagegen erfolgreich sind und die K-Typen ausbremsen, wächst ihr Vorteil, und ihre Eigenschaften und Allele gedeihen.

Wo der K-Typ die Interessen der Außengruppe oder Out-Group ignoriert, wird der r-Typ sie aufwerten, um den K-Typ zu behindern (Wir erinnern uns zum Beispiel an die Aussage des r-Strategen Schulz: »Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold«). Wo der K-Typ ausschließlich auf seine eigene Gruppe achtet, wird der r-Typ dazu neigen, die Bedeutung der Interessen seiner eigenen Gruppe abzulehnen, wiederum in dem Bestreben, den K-Typ auf seinem Weg zum Gruppenerfolg zu behindern. Während die Psychologie des K-Typs ein Umfeld anstrebt, in dem sich alle Individuen in Fragen des Gruppenwettbewerbs der Autorität unterordnen, wird das Individuum des r-Typs instinktiv die Herrschaft der Führung über sie und sogar deren moralische Angemessenheit ablehnen, sofern es um die Verteidigung von »K-Werten« geht.

Während der K-Typ den Komfort und die Ordnung sucht, die sich aus dem Erfolg im Gruppenwettstreit um Ressourcen ergeben, ist der r-Typ darauf »programmiert«, Komfort in Unordnung und Chaos zu finden (also wie seit nunmehr vielen Jahren), wie sie sich nach einer Niederlage ergeben würden – ein Zustand, in dem so gut wie alle Individuen des K-Typs einer Gesellschaft in der Regel in der Schlacht getötet wurden, wodurch ihre K-Typ-Allele aus der Bevölkerung entfernt wurden. Man beachte, dass diese Entfernung durch eine gegnerische Gruppe von Konkurrenten des K-Typs erreicht werden würde, was es dem r-Typ ermöglicht, die K-Typen der eigenen Bevölkerung zu besiegen und zu entvölkern, ohne jemals gegen sie angetreten zu sein. Mit anderen Worten: Heutige r-selektierte Linke haben kein Problem mit K-Strategen, es dürfen nur keine K-Strategen aus den »eigenen Reihen« sein.

Das Ganze erinnert sehr an das Beispiel mit den Transvestiten-Tintenfischen, die sich der Täuschung und der List bedienen, um zu sehen, wie die Konkurrenten vom Typ K mit dem Kampf beschäftigt sind, während sie einen Fortpflanzungserfolg genießen, ohne jemals zu konkurrieren oder Fitness zu demonstrieren.

Es ist bemerkenswert, dass viele der von Jost festgestellten Persönlichkeitsmerkmale eher mit Fragen des Gruppenwettbewerbs als des individuellen Wettbewerbs zusammenhängen, was darauf hindeutet, dass vielleicht Gruppenkonflikte unsere politische Psyche stärker geprägt haben als individuelle Konflikte. Und auch, wenn es viele Libertäre nicht wahrhaben wollen oder können, so hat die psychologische Forschung gezeigt, dass Menschen eine angeborene Neigung haben, sich mit Gruppen zu identifizieren und ihre Identität bisweilen stark von ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen beeinflusst wird. Wenn es zu Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen kommt, kann dies dann logischerweise zu einer erhöhten Stressbelastung, Angstzuständen und psychischen Belastungen führen. Ohne zu weit ausschweifen zu wollen, sei noch erwähnt, dass ein bekanntes Konzept, das die Auswirkungen von Gruppenkonflikten auf die Psyche untersucht, das des »Sozialen Identitätsansatzes« ist. Dieser Ansatz besagt ganz grob, dass Menschen dazu neigen, ihr Selbstwertgefühl mit den Erfolgen und Misserfolgen ihrer Gruppe zu verbinden. Wenn die eigene Gruppe bedroht oder angegriffen wird, kann dies zu einer starken emotionalen Reaktion führen, die das individuelle Wohlbefinden beeinflusst. Ich sage all dies wohlgemerkt ganz ohne Wertung. Studien haben gezeigt, dass Gruppenkonflikte mit einer Reihe von negativen psychischen Auswirkungen verbunden sein können, darunter erhöhte Angst, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen und erhöhte Feindseligkeit gegenüber Mitgliedern der gegnerischen Gruppe.

Es wäre also nicht verwunderlich, dass Gruppenkonflikte unsere politische Psyche stärker geprägt haben als individuelle Konflikte, wenn man bedenkt, dass der individuelle Wettbewerb eher durch Regeln gesteuert wird, in seinem Tenor begrenzt ist und nicht so leicht zu Todesfällen führt. Sein Zweck wäre es eher, unterstützende Paarungseffekte zu erzeugen, als die Population auszurotten. Bei einer sich bekriegenden Spezies wäre es nicht vorteilhaft, den eigenen Stamm durch häufige tödliche Einzelwettbewerbe zu entvölkern. Das nur am Rande.

In Anbetracht der Tödlichkeit von Kriegen wäre die »Regelfreiheit« des r-selektierten Linken ein starker darwinistischer Vorteil in einer Zeit, in der sich alle anderen Bürger reflexartig an wettbewerbsorientierte Verhaltensmuster anpassen, die sie den Tod und darwinistisches Versagen riskieren lassen. Es wäre zumindest nicht verwunderlich, wenn sich eine solche Strategie innerhalb einer kriegerischen Spezies herausbilden würde, angesichts der Vorteile, die sie bieten würde.

Josts Befund, dass politische Ideologien mit Angst und Bedrohungswahrnehmungen zusammenhängen, steht auch im Einklang mit der Prämisse, dass die Stimulation der Amygdala stark mit politischer Ideologie verbunden ist.

Dazu mehr im dritten Teil.


Dieser Beitrag erschien zunächst auf Freiheitsfunken.info.
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Quellen:

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