Oder: Wie Toxoplasmose mit Antikapitalismus zusammenhängen könnte.
Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, heute soll nicht behauptet werden, dass jeder Katzenbesitzer ein von Neid erfüllter, dem freien Markt abgeneigter Linker ist, wohlwissend, dass ich mich nicht nur wieder innerhalb eines (linken) katzenverrückten Volkes befinde, sondern auch, dass mehrere hochgeschätzte, freiheitliche Freunde und Bekannte begeisterte Katzenliebhaber sind. Es geht auch nicht um meine ganz subjektive Empfindung, dass ich einen Hund einer Katze immer vorziehen würde/werde. Stattdessen soll – einmal mehr – von einer womöglich interessanten Korrelation die Rede sein, dieses Mal zwischen Toxoplasmose und dadurch höchstwahrscheinlich bedingten Verhaltensweisen, die überwiegend der bereits mehrfach beschriebenen „r-Strategie“ zugeordnet werden können.
Wikipedia beschreibt „Toxoplasma gondii“ als ein „bogenförmiges Protozoon mit parasitischer Lebensweise. Sein Endwirt sind Katzen, als Zwischenwirt dienen andere Wirbeltiere. Es ist der einzige bekannte Vertreter der Gattung Toxoplasma. Der Parasit ist Verursacher der Toxoplasmose und nahe verwandt mit anderen einzelligen Endoparasiten der Gattung Plasmodium, dem Erreger der Malaria, und der Gattung Cryptosporidium.“
Nun ist es so, dass „Toxoplasma gondii“ sowohl bei Infektionen von Ratten als auch von Menschen mit einer Reihe von Verhaltensweisen in Verbindung gebracht wird. Am bekanntesten ist wohl seine Fähigkeit (also des besagten Protozoons), einen seiner natürlichen Wirte, die Ratte, dazu zu bringen, sich Raubtieren wie Katzen zu nähern, als ob diese keine Bedrohung darstellen würden. Auf diese Weise zwingt der Parasit die (immerhin zum Teddywerfen noch nicht fähige) Ratte, sich zu ihrem zweiten Wirt, der Katze, zu tragen, um sich ihr quasi zwangsläufig anzubieten (anzubiedern). Letztere wiederum verbreitet den Parasiten im Kot, der wiederum andere Ratten infiziert, wodurch der „Wirt-Vektor-Zyklus“ fortgesetzt wird. Mit anderen Worten: Eine potenzielle Gefahrensituation wird als solche nicht (mehr) erkannt.
Bei der Infektion von Menschen produziert „Toxoplasma gondii“ zudem weitere verschiedene, psychologische Merkmale, und viele dieser psychologischen Indizes korrelieren mit einer Abneigung gegenüber dem freien Wettbewerb sowie den Regeln, die die Wirksamkeit eines solchen Wettbewerbs verbessern würden, sprich: Sie korrelieren mit Antikapitalismus, der, wie zumindest Libertäre seit langem wissen, die mitunter destruktivste und weitverbreitetste „Infektion“ im „Wertewesten“ darstellt, zumal Antikapitalismus nichts anderes als einen permanenten Krieg gegen die „natürliche Ordnung“ (Baader) bedeutet.
Es hat sich gezeigt, dass eine „Toxoplasma-gondii“-Infektion bei Männern mit Neid auf Erfolg und Regelverstößen verbunden ist, während infizierte Frauen ein höheres Maß an Promiskuität aufweisen. Darüber hinaus haben bevölkerungsweite Studien ergeben, dass Bevölkerungsgruppen mit einem erhöhten Maß an „Toxoplasma-gondii“-Infektionen auch ein erhöhtes Maß an persönlichen Schuldgefühlen aufweisen, was sich unter anderem dadurch äußert, dass sie eher ängstlich sind, eher an sich selbst zweifeln, besorgt und unsicher sind, zu Schuldgefühlen neigen, und sich eher selbst Vorwürfe machen. Außerdem zeigen sie verstärkte Tendenzen zur Vermeidung von Unsicherheit, was ein Forscher als Wunsch nach einer „regelbasierten Gesellschaft zur Verringerung von Unsicherheit“ bezeichnete, wobei man hier dazu sagen muss, dass „Vermeidung von Unsicherheit“ ein verwirrender Terminus im Zusammenhang mit politischer Ideologie ist, wie beispielsweise von Prof. Dr. Geert Hofstede (1928–2020) und Prof. Dr. Robert McCrae beschrieben.
Unter deren Definition impliziert sie (also jene „Vermeidung von Ungewissheit“) sowohl den Wunsch nach verstärkten Regierungsgesetzen und Regulierungen, die dazu bestimmt sind, „unstrukturierte Interaktionen“ zwischen Individuen einzuschränken, was heute allgemein mit dem politischen Linkstum in Verbindung gebracht werden kann, – als auch die Intoleranz gegenüber neuartigen Ideen, wie sie der Konservatismus zeigt. Was bei „Toxoplasma gondii“ tatsächlich beschrieben wird, ist der Wunsch, individuelle Interaktionen durch Regeln einzuschränken, um „Unsicherheiten bezüglich zwischenmenschlicher Ergebnisse“ zu beseitigen. Ich schließe mich der Theorie an, dass dies ein Merkmal ist, das es mit dem politischen Linkstum gemeinsam hat und von einem wettbewerbsfeindlichen Drang des r-Typs getragen wird, welcher den Wettbewerbsprozess zwischen Individuen zu unterdrücken versucht, um das „Unglück“ einer Niederlage zu vermeiden.
Hier bei „Toxoplasma gondii“ sehen wir viele Verhaltensmerkmale, die sowohl mit dem politischen Linkstum als auch mit dem r-selektierten Organismus zu korrelieren scheinen. Die Tendenz zur Promiskuität und zur Abkehr von der Monogamie ist als Abgrenzung zwischen politischen Ideologien sowie als Merkmal des r-selektierten Organismus gut dokumentiert worden.
Der Neid auf etablierte Erfolge impliziert den Wunsch, das Ergebnis eines verlorenen Wettbewerbs zu ändern. Wie bereits an früherer Stelle erörtert wurde, weisen politisch Linke ein erhöhtes Volumen ihres anterioren, zingulären Cortexes auf, eine Struktur, die stark mit der Produktion von Neid verbunden ist. Neid kann als starker Motivator fungieren, um etablierte Wettbewerbsergebnisse umzustoßen oder zu verwerfen, was gegen die Regeln verstößt, die diese Ergebnisse bedingen. Diejenigen, die verlieren können und keinen Neid empfinden, wären viel besser geeignet, die etablierten Ergebnisse von Wettbewerben in Übereinstimmung mit deren Regeln zu akzeptieren. Die Bereitschaft, Regeln zu verletzen, ist ein grundlegendes Persönlichkeitsmerkmal des modernen, politischen Linken, wie es unter anderem Prof. Dr. John T. Jost dokumentiert hat.
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Dieser Artikel erschien zunächst auf Freiheitsfunken.info.
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Mal ne Zahl von 30% T.-Infektionen im Volk aufgeschnappt-stimmt das? Scheint viel, wie kommt das zustande? Über Verhaltensänderungen las ich vor Jahren, eine umfassende Arbeit, Studie kam mir nicht unter-was würden Sie empfehlen?