von Ye Zal
Yes, he könnt‘ – Scholz mit Jahrhundertrede beim G7-Gipfel
In Deutschland sind sie traditionell Legion: Dichter und Denker, welche die Komplexität der Welt auf nur wenige, allgemeinverständliche Worte oder Sätze herunterbrechen. Auch (Tofu-induzierte) Mikropenent*innen oder Musiker*innen wie Peter Maffay unterschrieben es sofort: Es kommt nicht immer auf die Länge an. Nein, die Breite zählt (vgl. Ricarda Lang). Und so sind es oft die KURZEN, aber umso bewegenderen Sätze und poetischen Einlassungen, die im alltäglichen Getöse des Banalen zu uns vordringen wie Waffenlieferungen in die Ukraine.
Das Opus magnum, das Bundeskanzler Olaf Scholz nun beim G7-Gipfel präsentierte, dieses en passant gedroppte Jünger’sche Verbalgewitter … Es wird als jener rhetorischer Blockbuster in die Annalen eingehen, an dem sich noch die Politiker, Böhmermänner und Richard David Prechts von morgen werden messen lassen müssen:
Journalistin: «Herr Bundeskanzler, die G7 bekannten sich sehr ausdrücklich zu den Sicherheitsgarantien für die Ukraine – auch nach dem Krieg. Könnten Sie konkretisieren, welche Sicherheitsgarantien das sind?»
Scholz: «Ja, KÖNNT‘ ich … … … Das war’s.»

Oil of Olaf! – das geht ja runter wie ein Gedicht! Zwar gab es vor Beginn der Ampel-Koalition noch vereinzelt (irrationale) Zweifel an der Befähigung und charakterlichen Integrität des Scholz (Cum-Ex ’n‘ Wirecard say hi!). Doch tempi passati … Was man nicht auf dem Kopf hat (Haare), muss man eben in ihm haben! Seit heute ist klar: Scholz entstammt der honorigen Blutlinie des Alman-Intellektuellen. Drum an diesem glorreichen Tage wir auch anderer bedeutender Worttitanen gedenken wollen.
Eine Auswahl:
The Big Bavarian Three
1) «Was is‘ … Was is‘ München o ohne o ohne-demün o ohne de Wies’n?» (Roberto Blanco, Berufsneger)
2) «Man hat ja auch damals die verantwortungsvollen Leute … es war Sepp Herberger … ähm … ähm … und-und-äh, Fraa… äh … Franschee … schee, äh, ‚tschuldigung!» (Franz «Der Kaiser» Beckenbauer)
3) «Wenn heute eine Familie ein Kind bekommt, eine Frau mit ihrem Mann oder umgekehrt, wenn ein Kind, wenn ein Kind zur Familie kommt …» (Edmund «MC Transrapid» Stoiber über Familienplanung)
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Grün zwischen den Ohren: Expert mich durch, als wär’s unsere erste Nacht!
«… so Fragen wie „Rohstoffe, Kobold, wo kommt das eigentlich her?“ Da gibt es jetzt die ersten Batterien, die auf Kobold verzichten können.» (Annalena Baerbock, 2019)
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«Im Spitzenlastbereich, also nicht im Normallastbereich, dann wenn der Energieverbrauch am höchsten in Deutschland ist, ungefähr mittags zwischen 11 und 12, verbrauchen wir ungefähr 80 Gigabyte. Wir produzieren aber ungefähr 140 Gigabyte.» (Cem Özdemir, Bündnis 80 Gigabyte/Die Kobolde; Trivia: Um Cem zu betreiben, benötigt man aufs ganze Jahr gerechnet übrigens nur wenige KILObyte, eine Floppy Disk reicht!)
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«Die Sexualität eines Kindes ist etwas Fantastisches. Man muss aufrichtig sein, seriös, mit den ganz Kleinen ist es etwas anderes. Aber wenn ein kleines fünfjähriges Mädchen beginnt, Sie auszuziehen: Es ist großartig, weil es ein Spiel ist. Ein wahnsinnig erotisches Spiel.» (Daniel Cohn-Bendit: Wenn er nicht gerade Kinder betreute, saß er für die Grünen im EU-Parlament; Zitat aus der FAZ, 2013)
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🧑🔬 Follow the Science™ – Und (halb)jährlich droht der Lockdown dir
«Am Ende wird der Bericht [durch den Sachverständigenausschuss] wohl nur benutzt werden, um Narrative fortzuführen, wonach die [Corona-]Maßnahmen sinnlos gewesen seien. Dabei gibt es für viele Maßnahmen gute Evidenz. Und wenn es keine [
] Evidenz gibt, heißt das nicht, dass etwas nicht wirkt [
]. Auch in neuen Wellen und Pandemien werden wieder Maßnahmen nötig sein.» (Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin des JAHRES 2021, am 7. Juni 2022 via Twitter)
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Homo solidaricus: Play stupid games, win stupid prizes
«Kein Impfgegner wird wie ein Staatsfeind behandelt. Er darf nur, hoffentlich bald, nicht mehr unter die Leute gehen, weil er ein gefährlicher Sozialschädling ist.» (Rainer Stinner, FDPfizer, August 2021)
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«Alle Ungeimpften müssen damit rechnen, dass man sie sehr genau beobachten wird.» (Clemens Hoch, Volkshygienischer Beobachter der SPD, August 2021)
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«Man könnte an eine Verlosung denken, bei der unter den Impfbereiten ein Fahrrad, ein Fremdsprachenkurs oder ein anderer schöner Preis ausgegeben wird.» (Tobias Hans im Impfglück, CDU, ehemaliger Ministerpräsident des Saarlands, Juli 2021)
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«Ich hingegen möchte an dieser Stelle ausdrücklich um gesellschaftliche Nachteile für all jene ersuchen, die freiwillig auf eine Impfung verzichten. Möge die gesamte Republik mit dem Finger [
] auf sie zeigen.» (Nikolaus Blome, fingert für den «SPIEGEL» und im RTL-Politikressort; Dezember 2020)
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Linke Lyrik: Wer nicht reimt, ist für Höcke
«Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Dass ich so traurig bin
Ein Märchen aus fernen Zeiten
Das geht mir nicht aus dem Sinn
AfD, o weh, o weh
Euer Deutsch ist tot und dunkelt
Und finster trübt der Hass
Das Deutsch der Rapper indes funkelt
Und macht euch alle nass
AfD, o weh, o weh»
(Helge Lindhspeare, Parlamentspoet und Sandsackhalter wider die NRW-Fluten)
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¯\_(ツ)_/¯ Kennste Wayne? – In Angie veritas
«Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin, nun sind sie halt da.» (Angela Merkel, 2015)
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«Wir schaffen das!» (Angela Merkel, 2015, Motivationsspruch anlässlich der Einladung mehrerer Millionen neudeutscher Fachkräfte)
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🚆 🎶 Transrapide Gleis- und Greis-Rhymes: Edmund tut Wahrheit kund
«Wenn Sie … vom Hauptbahnhof in München … mit zehn Minuten, ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen, am … am … Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug, zehn Minuten … Schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an, wenn Sie in Heathrow in London oder sonstwo, meine se Charles de Gaulle in – äh – Frankreich oder in, äh … in, äh, in-in, äh, in Rom … Wenn Sie sich mal die Entfernungen ansehen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen, dann werden Sie feststellen, dass zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen, um Ihr Gate zu finden, wenn Sie vom Flug… äh, vom Hauptbahnhof starten […]
Weil das ja klar ist!»
(Ihre Christ-Eloquenz Edmund Stoiber erklärt 2002 die Vorzüge einer Magnetschwebebahn-Strecke, welche die Weltmetropole München mit der Weltstadt München verbinden sollte)
Foto (Thumbnail): Imago/Eibner/Roger Buerke