Kürzlich sah ich ein sehr interessantes Interview mit einem Psychologie-Professor. Darin legt er meiner Meinung nach auf sehr schlüssige Weise dar, warum so viele Leute an dem gegenwärtigen Corona-Narrativ so verbissen festhalten (wollen) und sich durch keinerlei Evidenz mehr umstimmen lassen. In diesem Beitrag versuche ich, die wichtigsten Punkte zusammenzufassen.
In diesem Interview geht der Professor der Frage nach, warum der überwiegende Teil unserer westlichen Gesellschaften weder das Narrativ noch seinen politischen Ansatz geändert hat, als man im Mai 2020 erkannte, dass das Corona-Virus nicht so schlimm war, wie es die Computer-Modelle vorhergesagt hatten.
Bei dem Psychologen handelt es sich um Prof. Dr. Mattias Desmet von der Universität in Gent, Belgien, wo er im Department für Psychoanalyse und klinische Beratung tätig ist.
Ich finde das Interview deshalb so wertvoll, da der Mann meiner Meinung nach auf sehr logische und rationale Weise darlegt, warum die Menschen von dem Narrativ eines unsagbar gefährlichen Virus und damit verbunden aller angeblich notwendigen Maßnahmen, Einschränkungen, Rechtsbrüche usw. nicht mehr ablassen und sich auch von keinerlei Argument und faktischer Evidenz mehr umstimmen lassen. Er bietet meines Erachtens sogar die bis dato schlüssigste Erklärung dafür.
Er sagt, dass es vier psychologische Voraussetzungen in der Gesellschaft gab, die erklären, warum wir an dem ursprünglichen Narrativ festhalten, obwohl die Daten dieses Narrativ längst nicht mehr unterstützen (falls sie das jemals taten). Dieselben vier Voraussetzungen waren historisch immer gegeben für sog. Massenformationen, sei es während der Französischen Revolution, des leninistisch-stalinistischen Russlands oder des nationalsozialistischen Deutschlands.
Diese vier sozialen Bedingungen lauten wie folgt:
- Die meisten Menschen fühlen sich einsam und getrennt (siehe u.a. hier, hier und hier). Statistisch und basierend auf psychologischer Forschung traf dies auf unsere Gesellschaft zu, und zwar bereits in den Jahren vor Corona.
- Menschen fühlen sich getrennt, ohne soziale Bindungen und ohne sinnvolle Beziehungen. Auch dies war wahr. Alle Untersuchungen wiesen darauf hin, dass Menschen davon berichteten, sich so zu fühlen. Bereits eine Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2012, die mit Menschen in 142 Ländern durchgeführt wurde, ergab, dass 63% der Befragten zugaben, dass sie bei der Arbeit so unmotiviert sind, dass sie durch den Tag schlafwandeln und zwar Zeit, aber keine Leidenschaft in ihre Arbeit stecken.
- Es gab ein hohes Maß an freischwebender Angst und psychischer Unzufriedenheit. Eine freischwebende Angst hat kein Bezugsobjekt für ihr Auftreten. Die Leute wissen nicht, warum sie Angst haben. Es ist eine Angst, die mit nichts Besonderem verbunden ist. Dadurch fühlen sich die Menschen völlig hilflos. Auch dies war der Fall. Bei einer von fünf Personen wurde eine Angststörung diagnostiziert. Der Gebrauch von Antidepressiva ist europaweit in die Höhe geschossen. Prof. Desmet führt diesbezüglich Belgien als Beispiel an. Obwohl Belgien nur etwa 11,5 Millionen Einwohner hat, werden jährlich über 300 Millionen Antidepressiva, Antipsychotika und Schlaftabletten verschrieben. Eine Studie der WHO ergab, dass einer von 5 unter Angststörungen leidet – insgesamt über 300 Millionen Menschen. Und diese Studie ist aus dem Jahr 2017.
- Es gibt freischwebende Aggression und Frustration, auch wenn die Menschen nicht wissen, warum sie sich so fühlen. Infolgedessen suchen Menschen nach einem Objekt – einer mentalen Repräsentation –, an dem sie ihre Frustration, Angst und Aggression festmachen können.
Wenn unter diesen Voraussetzungen nun ein Narrativ bereitgestellt wird, das auf ein Angstobjekt hinweist und eine Strategie für den Umgang mit dieser Angst bietet, dann verbindet sich die gesamte freischwebende Angst mit dem Objekt in dem Narrativ, und dann sind die Menschen bereit, an der Strategie bzgl. des Umgangs mit ihrem Angstobjekt teilzunehmen, weil sie ihnen ein Gefühl der psychologischen Kontrolle über ihre Angst und Frustration gibt.
Und weil viele Menschen dieselbe Strategie verfolgen, entsteht eine neue soziale Bindung. Und die Menschen fühlen sich wieder verbunden! Und sie spüren auch wieder eine soziale Bindung! Sie fühlen sich wieder solidarisch.
Der wahre Grund also, warum die Leute mit dem gleichen Narrativ fortfahren, auch wenn es den Daten und der objektiven Realität widerspricht, ist nicht, weil sie daran glauben, sondern weil es für sie zu einer neuen sozialen Bindung führt.
Als weiteren Vorteil haben die ganze Aggression und Frustration jetzt auch ein Ziel. Und so kann sich all diese freischwebende, undifferenzierte Wut und Frustration gegen diejenigen richten, die nicht an dieser Massennarrativbildung teilnehmen. (In diesem Fall ganz normale Menschen, die sich nicht »impfen« lassen wollen.) Mir persönlich drängt sich da die Vermutung auf, dass sich momentan vor allem an denjenigen abgearbeitet wird, die aus den Jahren vor Corona keine oder zumindest keine ernsthaften psychologischen Schäden davontrugen.
Prof. Desmet erklärt, dass alle totalitären Staaten entstehen, wenn die zuvor genannten vier Voraussetzungen erfüllt sind und ein Narrativ bereitgestellt wird, um den Menschen etwas zu geben, das diese vier Probleme »löst«. Es bedarf dann immer irgendeiner Minderheit, die man als »Gruppe an sich« für das große Leiden verantwortlich macht, sei es »der Jude«, »der Klassenfeind«, »der Kapitalist«, »der Klimaleugner« oder eben »der Ungeimpfte«.
Was dann bei Menschen passiert, die sich psychologisch in diese Massenformation einklinken, ist der Umstand, dass sie von einem sehr negativen Zustand generalisierter Angst und Frustration zu einem Gefühl einer sehr positiven Verbindung und sogar einer heroischen gemeinsamen Anstrengung wechseln können. Und weil sie das positive Gefühl, das ihnen das Narrativ vermittelt, nicht aufgeben wollen, halten sie auch weiterhin an dem Narrativ fest, auch wenn es völlig absurd ist.
In Massenformationen sind nur etwa 30% der Bevölkerung tatsächlich von dem Narrativ hypnotisiert. Die anderen etwa 50 % machen einfach beim Narrativ einfach mit, weil sie glauben, dass es besser ist, einfach mitzumachen, anstatt sich dagegen zu wehren. Und nur etwa 20 % der Bevölkerung sehen die Hypnose als das, was sie ist, und spricht sich dagegen aus.
Aber diejenigen, die von dem Narrativ wirklich hypnotisiert sind, werden umso mehr geneigt sein, diesem zu folgen, je absurder die Maßnahmen sind. Die Maßnahmen fungieren als Opferritual.
Durch die Teilnahme an diesem Ritual, das keinen pragmatischen Wert haben darf, um als sinnvoll angesehen zu werden, gewinnen die Menschen ein Gefühl von Bedeutung und sozialer Verbundenheit.
Und was nicht Teil des Narrativs ist, wird ignoriert. Die Menschen wollen nicht aus ihrem stark positiven symptomatischen Zustand herausgeholt werden. Sie wollen um jeden Preis den psychologischen Zustand der gefühlten Bedeutung, des Zwecks und der sozialen Solidarität aufrechterhalten. Die Politik bedient sich hier also eines völlig natürlichen, menschlichen Bedürfnisses auf perfideste Weise.
Und so kommt es, dass die Menschen, wenn sie nicht kontrolliert werden, sogar bereit sind, Gräueltaten zu begehen, um das Narrativ aufrechtzuerhalten, das ihnen Sinn, Zweck und soziale Solidarität verleiht. Nicht umsonst sagte bereits Voltaire (1694-1778):
»Wahrhaftig, wer auch immer euch dazu bringen kann, Absurditäten zu glauben, kann euch dazu bringen, Gräueltaten zu begehen.«
Das einzige Gegenmittel gegen diese Massenpsychose existiert für jene 20% von uns, die diese Psychose als das erkennen, was sie ist. Das einzige Gegenmittel besteht darin, weiterhin unsere Stimme zu erheben. Erst wenn diese dissonante Stimme völlig unterdrückt wird, entsteht der totalitäre Staat. Erst nach dem Verschwinden jedweder Opposition entsteht der totalitäre Staat. Immer. Dann beginnt er, um es mit Hannah Arendts Worten zu sagen, seine eigenen Kinder zu verschlingen.
Bis es soweit ist, ist es von daher grundlegend wichtig, nicht nur kontinuierlich gegen das Narrativ anzusprechen, sondern auch, es friedlich zu tun. Warum? Weil ein sich im Übergang zum Totalitarismus befindender Staat jede physische Gegenwehr als Rechtfertigung für die diabolischsten und brutalsten Maßnahmen heranziehen wird, bei denen eine völlig entwaffnete Gesellschaft nur verlieren kann. Gewalt ist also tatsächlich keine Lösung, aber auch nicht notwendig, da sich noch jeder totalitäre Staat im Laufe der Zeit selbst zerstört hat. Es liegt in der Natur der Sache, dass dies geschieht. Immer.
Nichts zu machen, fürchte ich. Mein Umfeld ist nicht wiederzuerkennen. Ich bin verantwortungslos, egoistisch, Verschwörungstheoretikerin und Nazi, weil ich die Impfung ablehne. Eine alte Freundin erklärt mir, ich sei schuld daran, dass ihre Kinder in der Schule Masken tragen müssen. Eine andere Freundin sagt, ich solle froh über die drohende Impfpflicht sein, da mir nun die Entscheidung abgenommen worden sei. Mein Freund hat sich nach der 3. Impfung Corona eingefangen und preist die Impfung in den höchsten Tönen, denn ohne wäre er natürlich viiiel schlimmer dran. Meine Tante sagt mir achselzuckend, der Tod eines 12jährigen nach der Impfung sei wahrscheinlich besser so gewesen, denn das Kind war ja sowieso krank … „Du bist verrückt geworden“, wurde mir neulich an den Kopf geworfen. Denke aber eher, dass ich normal geblieben bin …