von Luisman
Was wir derzeit bei COVID erleben, ist ein seltsamer gesellschaftlicher Effekt, den wir allerdings schon seit etwas über einer Dekade in Schulen und Unis feststellen mussten.
Es gibt Dinge und Menschen, die sind fragil, d.h. zerbrechlich (wie eine Porzellan-Tasse), gebrechlich (wie sehr alte Menschen), anfällig (für z.B. Krankheiten, Umwelteinflüsse, Verletzungen), sensibel (wie eine Sensibelchen, welches bei jeder Aufregung losheult).
Der offensichtliche Gegensatz sind Dinge und Menschen, die robust sind, d.h. nahezu unzerbrechlich (wie eine Tasse aus Stahl oder aus Silikon), belastbar (jemand der z.B. einen Marathon laufen, oder einen Sack Zement tragen kann), widerstandsfähig (jemand, der nach einem Sturz/Schlag gleich wieder aufsteht und weitermacht), beständig oder stoisch (jemand, der sich nicht aus dem Konzept bringen lässt).
Doch es gibt ein weiteres Konzept, welches anti-fragil benannt wurde. Es wurde von Nassim Taleb entwickelt und basiert auf einem mathematischen Konzept. Im Gegensatz zu einem robusten System, welches externe Einflüsse aushält, ohne seine Eigenschaften zu verlieren, ist ein anti-fragiles System dadurch gekennzeichnet, dass es diese externen Einflüsse benötigt, um sich zu erhalten und ggf. zu verbessern. Das Konzept wird im Ingenieurwesen, der Physik, der Biologie, beim Programmieren, und vielen weiteren Feldern eingesetzt.
Im Zusammenhang mit der Überschrift, wird uns seit mehr als einer Dekade von Lehrern und Psychologen erzählt, dass man das Mobbing (gegen Ausländer, Frauen, Schwächlinge, Dumme, usw.) in der Schule und am Arbeitsplatz einfach verbieten und verhindern muss, damit die Leute sich an ihrem jeweiligen Platz wohlfühlen. Versteht das nicht falsch, ich bin nicht für Mobbing. Aber genauso wie Einbrüche, Vergewaltigungen, Betrug und andere Straftaten, lässt sich das nicht durch ein Gesetz einfach verbieten oder verhindern. Es wird auch nicht helfen, jede Straftat mit 100 Jahren Gefängnis oder Erschießen zu bestrafen. Genauso wenig wird es helfen, jede Instanz von Mobbing mit drastischen Maßnahmen zu bestrafen. Es wird diese ungebührlichen Verhalten und diese Straftaten immer geben, auch wenn wir sie weitgehend reduzieren können. Doch was in den Schulen und Unis von ängstlichen Leuten eingeführt wurde, sind diese sog. „safe spaces“, die den fragilsten Schülern und Studenten eine Zone einrichten, in der das Sensibelchen sich nie in Gefahr sieht. Aus diesem Absolut-Anspruch des bedingungslosen Schutzes der Sensibelchen entsprang der „concept creep“ (nicht direkt übersetzbar, ich würde in diesem Fall sagen: der lange Marsch durch die Institutionen für die Priorisierung von vermeintlicher Sicherheit über Freiheit). Ein „safe space“ ist nicht mehr nur ein Zimmer, mit einem Schild dran, sondern die gesamte Schule, die gesamte Uni.
Es gilt also eine Methode einzuführen, welche den Leuten erlaubt, besser und widerstandsfähiger zu werden, im Angesicht von Widrigkeiten aus ihrer Umwelt. Genau das ist Anti-Fragilität. Wer nie ein böses Wort aus seiner Umgebung gehört hat, wer nie gehänselt wurde, wer nie von der Mehrheit für seine Ansichten verachtet wurde, wer nie für seine dummen Aussagen von anderen konfrontiert wurde, kann das nicht entwickeln. Bislang fand man sich damit ab, dass es eben fragile Leute gibt, die bei jedem bösen Wort gleich in eine Depression verfallen, und robuste Leute, Stoiker, die sich über diese Idioten nicht aufregen. Doch es gibt Leute, die in der Konfrontation Kraft finden, und ohne den Widerspruch der anderen verkümmern würden. Diese sind anti-fragile Menschen.
Auf COVID angewandt ist Anti-Fragilität eines der wichtigsten Konzepte. Viele Politiker, Virologen und Ärzte glauben, man könnte das Virus ausrotten, durch Lockdown, durch Grenzschließungen, durch Masken, und durch Impfungen (welche wohl nur zu ca. 50% effizient sein werden). Das ist der selbe Irrtum, der mit der „safe space“-Idiotie Einzug hielt. Mit der Anti-Fragilität-Strategie wird Schweden, welches von Beginn an auf die sog. „herd immunity“ (Herdenimmunität) setzte, mittelfristig und langfristig erfolgreicher sein, als alle anderen Länder. Man schaue sich z.B. die Strategie von Neuseeland an, die auf Ausrottung setzten. Das COVID-Virus wird nicht einfach verschwinden, nachdem es sich auf der ganzen Welt ausgebreitet hat. Selbst wenn Neuseeland für Jahre geschlossen bliebe, sie jeden Reisenden x-mal testen, reicht ein einziger „durchgerutschter“ COVID-Virusträger aus, um das ganze Land wieder in einen Lockdown zu bringen. Das kann nicht funktionieren.
Der „Safe Space“ macht ALLE fragil
Das Immunsystem muss regelmäßig trainiert werden, sonst verkümmert es. Dies haben erfahrene Ärzte und Virologen erkannt (wie z.B. Sucharit Bhakdi), die eben nicht auf der Korruptionsliste der „big pharma“ (großen Pharmakonzerne) stehen. Und diese Erfahrung kommt nicht aus den medizinischen Universitäten, oder den ausgefeiltesten medizinischen Studien, sondern aus der Geschichte. Die sog. Pest hat Millionen Europäer umgebracht. Die Überlebenden hatten nicht nur Glück, dass sie nicht infiziert wurden, waren nicht nur die robustesten Europäer, sondern vor allem die anti-fragilen Leute, d.h. Leute die infiziert wurden, aber überlebten, und ihre Gene an ihre Nachfahren weiter gaben.
Quarantäne wurde zu Zeiten der Pest sehr ernst genommen. Reisende aus Pest-infizierten Ländern wurden für 40 Tage isoliert. Doch dies hat die Ausbreitung der Pest in ganz Europa nicht verhindert, höchstens verlangsamt. Den selben Effekt sehen wir bei den sog. Lockdowns. Trotz der weit verbreiteten Impfungen gegen die sog. Kinderkrankheiten, sind diese nur selten wirklich ausgerottet, sondern nur sehr selten geworden, selbst wenn die Impfungen hocheffizient sind. Bei Impfungen, die nur zu ca. 50% effizient sind, wie z.B. für Influenza (Grippe), und wie es für COVID zu erwarten ist, kann man von einer Ausrottung der Krankheit zwar träumen, realistisch ist das aber nicht.
Manche Ärzte und Virologen behaupten, dass man das ursprüngliche SARS, und MERS, und die Schweinegrippe, sowie die Vogelgrippe, und die Vögelgrippe (Entschuldigung: AIDS), und sogar die immer mal wiederkehrenden Ebola-Ausbrüche ja auch schon weitestgehend eindämmen konnte. Ja, ja, manches Virus läuft sich epidemiologisch einfach tot, wenn man früh genug strikte Isolation durchsetzen kann. Manch ein Virus kann man auch mit Medikamenten bekämpfen oder unterdrücken. Es gibt aber kein 100% funktionierendes Medikament und keine 100% funktionierende Impfung gegen Grippe, gegen Aids, gegen Ebola und gegen COVID. Vielleicht gibt es das mal in ferner Zukunft, aber heute und in naher Zukunft gibt es das nicht.
Es gibt auch keinen absoluten Schutz gegen Straftaten oder gegen Mobbing. Das ist eine Illusion. Punkt. Das Ziel der Politik kann nur sein, eine Bevölkerung zur Anti-Fragilität zu drängen. Der ‘safe space’ wird immer nur dazu führen, dass alle fragil werden.
Jüdische Kultur
Das Faszinierende an der jüdischen Kultur ist für mich, dass Juden, welche religiös geschult wurden, psychologisch, bezogen auf ihre Religion, anti-fragil werden. Jede Kritik, jede Gegenstimme ist für – insbesondere die Rabbiner – den Gläubigen eine Herausforderung, welcher man begegnen muss, welche jeden weiter schult, um seine Position besser verteidigen zu können. Ohne diese Tradition und Kultur hätte das Judentum niemals überleben können. Ähnliches würde man sich für konservatives Gedankengut, und auch wissenschaftliche Prinzipien heutzutage wünschen.
Hate speech, Gewalt und Macht
Es hat sich in den letzten Jahren so etabliert, dass vor allem Linke sog. „hate speech“ (Hassrede) mit Gewalt gleichsetzten, mit der Begründung, dass dieser Hass nur von den Mächtigen ausgesprochen werden kann, während die „Ohnmächtigen“ dies nicht tun können. Das ist Sophismus, ein Trugschluss, der von Linken immer wieder propagiert wird. Nicht nur das, der Trugschluss wird von denselben Leuten auch immer wieder widerlegt, durch deren eigene Aktionen. Die „Wir sind mehr“-Propaganda, die „Wir schaffen das“-Propaganda, die schlagkräftige Antifa auf den Straßen, sollten für jeden rational denkenden Menschen Beweis genug sein.
Was wir zur Zeit bei der COVID Diskussion erleben, ist die Unterdrückung gegenteiliger Ansichten mit dem Totschlag-Argument „hate speech“ (alternativ: „fake news“). Im Gegensatz zur ursprünglichen Idee, wird „hate speech“ nicht den Mächtigen angedichtet, sondern den Ohnmächtigen, den durch staatliche Maßnahmen Unterdrückten. Was niemand erkennen will, ist, dass beide Interpretationen Schwachsinn sind.
Sogenannte „hate speech“ ist anti-fragil, so lange er nicht auf böswillige Terminologie, auf bösartige Unterstellungen, auf boshaften Trugschlüssen beruht. Die aufgeführten Böswilligkeiten sind Verleumdungen, Beleidigungen, welche i.d.R. auch gesetzlich bestraft werden. Der sprachlich ausgedrückte Hass gegen eine Idee oder eine Ideologie ist nie „hate speech“, sondern die gesellschaftlich notwendige Opposition gegen undurchdachte und bekloppte, oft totalitäre Aussagen. „Hate speech“ ist derzeit nicht die Argumentation der Mächtigen, sondern die der Ohnmächtigen. Und die Mächtigen sind sich durchaus bewusst, dass „hate speech“ in Gewalt ausarten kann, wenn sie das Problem nicht konfrontieren (rational, nicht mit Polizeigewalt).
Anti-fragil = Anti-woke
„Woke“ bedeutet direkt übersetzt erwacht, aufgewacht. Die „social justice warrior“ (SJW), welche sich als „woke“ bezeichnen, halten sich für die „Erleuchteten“, die Jünger der neuen Aufklärung. Wer denen entgegnet, dass ihre Erleuchtung und Aufklärung reine Hirngespinste sind und mit den Tatsachen gar nicht übereinstimmen, sieht sich einem emotional 5-Jährigen gegenüber, der an der Supermarktkasse seinen Lutscher nicht gekriegt hat. Neben Schreien, Heulen, Spucken, Kratzen, Beißen, und Faustschlägen aus Tofu-gefütterten Bizepsen, sieht man sich im Folgenden einer Kindergarten-Gruppe gegenüber, die, unterstützt durch Händeklatschen und Fußaufstampfen, einen 4-Zeiler aufsagt.
„Woke“ ist wirtschaftlich nicht verwertbar. Es ist verwunderlich, warum viele Großfirmen auf diesen Zug aufgesprungen sind, vor dem Zeitgeist kapitulierten, und solche emotional 5-Jährigen sogar einstellen und bezahlen. Diese Leute nisten sich i.d.R. erst mal in der Personalabteilung ein, was ihnen die Möglichkeit gibt, noch mehr Gleichgeschaltete einzustellen. Der Krebs wuchert von der Personalabteilung in die Betriebsräte und Marketing-Abteilungen, und übernimmt langsam die ganze Firma (get woke, go broke). Man fragt sich, wie zahnlos und fragil die Chefetage sein muss, die sich so etwas gefallen lässt. Einige wenige Firmen sind schon dabei, mit dem „Reinmachen“ in den problematischen Abteilungen anzufangen, indem sie Politik im Arbeitsumfeld verbieten, und sich neutral geben wollen. Aber das kann nur eine Übergangslösung, ein erster Schritt sein. Das mentale Virus „woke“ ist genauso weltweit verbreitet, wie das Corona-Virus. Firmen, die wirtschaftlich erfolgreich bleiben/werden wollen, müssen ihr Immunsystem trainieren.
Fazit
Ehemals Wehrdienstleistende werden sich noch erinnern. Wenn ein Schuss ertönt, schmeißt man sich erst mal auf den Boden. Das gilt für alle, nicht nur für Soldaten. Ein fragiler Mensch würde sich nie aus seiner Deckung herauswagen, sich evtl. tiefer eingraben, sich seinen „safe space“ basteln. Sobald aber der Gegner vorrückt, wird es ihn irgendwann auch treffen. Ein robuster Mensch meint vielleicht, dass er den gegnerischen Kugeln ausweichen kann, seine Deckung unüberwindbar machen kann, oder mit einer schusssicheren Weste und einem Helm überleben wird. Das funktioniert auch nicht mehr, wenn es Bomben regnet.
Ein Soldat muss anti-fragil reagieren. Er schießt zurück, mit Kugeln, Bomben und Propaganda. Wenn ein Soldat diese Fähigkeiten gelernt hat und sie monate- oder jahrelang nie wieder anwendet, also nie übt, nicht an Manövern teilnimmt, wird er sehen, dass seine Fähigkeiten verkümmern. Er bleibt nur wehrhaft, wenn er immer wieder konfrontiert wird.
Nach dem 2. Weltkrieg waren die meisten beteiligten Staaten kriegsmüde (mit Ausnahme der USA). Es hat sich eine pazifistische Grundhaltung durchgesetzt, die auch auf falsch verstandenen christlichen Dogmen beruht. Man will die Armen, die Schwachen (in Körper und Geist) bedingungslos schützen und fördern. Das hat dysgenische Auswirkungen und macht eine Gesellschaft insgesamt fragil. Durch diesen bedingungslosen Schutz steigt der Anteil der Fragilen, während die Robusten und Anti-Fragilen Nachteile erfahren.
Der Lockdown, die Maskenpflicht, die Zwangs-Quarantäne der Gesunden, der Robusten, der Anti-Fragilen (d.h. von 85-99% der Bevölkerung, je nach Altersgruppe), schützt kurzzeitig die Gebrechlichen und die für Krankheiten anfälligen Leute. Gleichzeitig schädigen diese Maßnahmen aber die bislang Robusten und Anti-Fragilen, medizinisch, psychologisch und wirtschaftlich.
(Thumbnail by Alanna Secrest)
Danke
Ich habe zu danken. Der Artikel ist super!