Edit (Mai 2021): Ich sehe heute vieles anders als vor einem Jahr, was vor allem daran liegt, dass mich die objektive Realität sowie die nüchternen Zahlen sowie unzählige Studien (hier und hier) eines Besseren belehrt hatten. Beinahe alles, was im Folgenden folgt, kann mittlerweile als widerlegt und/oder mehr als fragwürdig betrachtet werden, auch die Ausführungen des Arztes aus Zürich, der von überlasteten Spitälern sprach, damit jedoch nicht Zürich gemeint haben konnte, nachdem die dortigen Krankenhäuser selbst in der „Hochphase” mehr oder weniger leer standen, wie mir dort lebende Verwandtschaft berichtet hatte. Ich lasse meine anderslautenden Corona-Artikel dennoch online, schon allein deshalb, um zu demonstrieren, dass ein Umdenken selbst im Jahre 2020/21 noch möglich ist. Einen ersten Clip darüber, warum ich meine Meinung hinsichtlich Corona sukzessive änderte, kann man hier ansehen:
April 2020:
Man verzeihe mir zu Beginn dieses Beitrags zunächst einen Rant, aber er muss raus, denn: Die große Stunde schlägt, das große Fressen für China-Aluhüte „dank“ Corona ist serviert. Das Neuronenfeuerwerk überschlägt sich doppelt, dreifach und vierfach. Vergesst sämtliche Pandemien der Menschheitsgeschichte. Nein, vergesst sie nicht. Hinter jeder steckte die kommunistische Weltverschwörung, wenn nicht die hyperkommunistische. Ausschließlich. Mindestens. Anders-geht-das-gar-nicht-denkt-doch-mal-nach. Das „weiß“ man einfach. Man hat ein Video geschaut, das es einem erklärt hat! Comprende? Und dann noch eins. Von daher blickt man unter all den Schlaf-Trotteln so richtig durch, aber sowas von. Man d-u-r-c-h-s-c-h-a-u-t diese Verschwörungen gegen die gesamte Menschheit! Geisterfahrer sind die anderen! Wer Gegenargumente bringt (oder zumindest eine stichhaltige, in sich logisch-konsistente Argumentationskette zur Untermauerung der x-ten Anklage verlangt), ist halt hirngewaschen. Voreingenommen. Gekauft. Rein subjektiv. Infiltriert, indoktriniert und infiziert! Verzeihung, letzteres natürlich nicht. Ist schließlich alles nur ein Hoax der Chinesen zur ultimativen Chaosverbreitung und Machtergreifung. Wie, warum, wozu und auf Basis welcher kultur- und realhistorischen, psychogrammatischen Evidenz? „Frag halt nicht so saudoof, du Kommieknuddler!“ Herleitungen waren gestern! Lies von den Lippen: Der-Chi-ne-se-will-uns-al-le-tö-ten-und-un-ter-jo-chen-und-dann-wie-der-tö-ten – „du Schlafschaf!“ So wie andauernd während der letzten 8000 Jahre! Oder nicht. Egal! Es ist alles ein Hoax!! Also jetzt halt! Als es losging im gelben Höllenloch, war es freilich kein Hoax, sondern das killende Killervirus aus dem weltweit einzigen killenden Killerlabor, das vorsätzlich „auf die Menschheit losgelassen wurde!!“ Wegen Unterjochung und Machtübernahme, Mann! Endlich geschnallt? Auch wenn ausschließlich Chinesen starben und diese vermaledeite, schlitzäugige Ökonomie einbrach, mit der man doch den Rest der Welt überrollen, unterjochen, auf ewig und darüber hinaus knechten wollte! Perfideste Taktik eines High-IQ-Landes ever! „Egal, ihr Idioten! Das war von Anfang an so geplant!!!“
Stuss dieser Art überschwemmt gegenwärtig die (a)sozialen Medien. Jeder ist Prophet. Allerdings eine ganz besondere Art von Prophet, nämlich die, welche stets nach dem Auftauchen neuen Daten- oder (Des-)Informationsmaterials eben dieses „vorhersah“. Dabei wird das Anti-China-Fähnchen je nach Erschütterungen in der Gemengelage neu justiert. Mittlerweile, da klar wurde, dass nicht ausschließlich China furchtbare Tragödien durchleiden muss (nicht wenige Stimmen bekundeten zu Beginn gar offene Schadenfreude – meist dieselben, die anderen mangelnde Empathie unterstellen), handelt es sich – je nach persönlichem Geschmack – entweder um das absichtlich auf die Menschheit losgelassene „China-Virus“ oder um den teuflisch eingefädelten chinesischen „Hoax-Virus“ zur Erlangung der „weltweiten Kontrolle“. „Selbstverständlich“ labert man „keinesfalls“ erst seit dem Zeitpunkt auf die eine oder andere Weise daher, als sich abzeichnete, dass sich der Westen in Sachen Vorbereitung absolut stümperhaft, arrogant und sämtliche Warnungen ignorierend (oder bewusst in Kauf nehmend) verhielt und dementsprechend die x-fach prophezeiten Konsequenzen erleiden muss.
Je deutlicher der zu Beginn trotz wochenlanger Vorlaufzeit völlig träge, inkompetente, verharmlosende und mittlerweile – als Resultat davon – schier wahnsinnig-hilflose Umgang mit dem Virus in Europa und Amerika wird, desto aggressiver muss auf das ach so kommunistische Dreckloch in Fernost eingedroschen werden. Desto exzessiver muss auch der „chinesische Kommunismus“ in Dauerschleife überbetont werden. Immerhin hat man den vollen Durchblick. Qualifikation? Ein Facebook-Diplom! Vergesst Dr. rer. nat. und diesen ganzen Pseudomüll, 2020 ist Dr. YouTube, Baby! Wie oft muss man das noch betonen? Man-hat-die-Sache-durch-und-durch-durch-schaut und denkt einfach „weiter“ als das „schwachköpfige Schlafschaf“ von nebenan!
Als es in China richtig losging, tönte die (von meiner Seite im Vergleich zu den meisten anderen übrigens sehr geschätzte) amerikanische Regierung anfangs in völliger Selbstüberschätzung, dass man das Virus unter Kontrolle oder gar längst besiegt hätte. Alle jubelten. Jawohl, so schaut‘s aus, nehmt das, ihr dummen Schlitzis! Nachdem nun deutlich wird, dass der außenpolitisch (trotz mehr oder weniger keinerlei historischer Evidenz – erst recht im Vergleich zu anderen Supermächten) „gefährliche und verbrecherische Chinese“ das Virus innerhalb einer mehr als viermal so großen Bevölkerung wie die US-amerikanische und etwa doppelt so großen Bevölkerung wie die gesamteuropäische eingedämmt oder gar (vorübergehend?) besiegt haben könnte, bleibt nur noch die Flucht nach vorne. Diese allerdings mit Pauken und Trompeten, und mit sich immer unangenehmer gebärdender, säbelrasselnder Rhetorik auf Basis eines sich gewaltig aufplusternden, sich jedoch an allen Ecken und Enden widersprechenden und doppelstandardisierten Verschwörungs-Brimboriums. Irgendwie fast „verständlich“. Es ist völlig egal geworden, womit man diese traute Einigkeit des aluhütigen China-Ressentiments stört – alles wird kurzerhand als „Beweis“ „erkannt“, von der KPC „gekauft“ worden zu sein. Ende der Durchsage.
Doppelstandards
Die Fragen, die man geflissentlich vermeidet:
1. War H1N1 (seltsamerweise nie das „Amerika-Virus“ oder „Nordamerikanische-Demokratie-Virus”) eine „amerikanische Verschwörung“, um nach der „Weltherrschaft“ zu greifen? Was ist mit den damals 125.000 infizierten und 800 toten Chinesen in China? Schweigen. Ebenfalls unwichtig und zu vernachlässigen für das Anti-China-Aluhut-Geschwader: Kein Chinese hatte bzgl. H1N1 jemals – bis zum heutigen Tag – etwas von einer „amerikanischen Weltverschwörung“ in den Äther gefurzt. Das bleibt der Job vom Aluhut-Doktoren-Team YouTube, kurz Dr. yt. Aluhütler. Sie bilden Task Force, „Aufklärung“ und moralische Selbstüberhöhung, garniert mit einer großen Portion Selbstgerechtigkeit, in einem.
War die Pest eine Verschwörung? Die Spanische (eigentlich: Amerikanische) Grippe? Zika? Aids? EHEC? Ebola? MERS? Selbstverständlich nicht! Maximal noch SARS. Ach was! Ganz sicher sogar SARS! Weil… ihr wisst schon. (Nebenbei: Die „German Measles”, in Deutschland als Röteln bekannt, heißen nicht so, weil sie erstmalig flächendeckend in Deutschland ausbrachen, sondern weil sie von drei deutschen Ärzten erstmals beschrieben bzw. identifiziert wurden. Zwischen 1962 und 1965 kam es zu einer Rötelnpandemie, die in Europa begann und sich in den Vereinigten Staaten ausbreitete. In den Jahren 1964 bis 1965 hatten die Vereinigten Staaten geschätzte 12,5 Millionen Röteln. Dies führte zu 11.000 Fehlgeburten oder therapeutischen Abbrüchen und 20.000 Fällen von angeborenem Röteln-Syndrom. Davon starben 2.100 als Neugeborene, 12.000 waren taub, 3.580 waren blind und 1.800 waren geistig behindert. Allein in New York betrafen angeborene Röteln 1% aller Geburten.)
2. Warum haben andere ostasiatische Staaten das Virus sehr rasch unter Kontrolle bekommen? Südkorea zum Beispiel wurde und wird von passionierten und „bescheidwissenden“ China-Bashern – die in Sachen Kollektivismus gerne eine Ausnahme machen, sofern dadurch ihr Hassobjekt mit Schmutz überkübelt werden kann – im Umgang mit Covid-19 als Vorbild tituliert. Wie sieht dieser Umgang aus?
- Verbindliches Tragen einer Maske für alle in der Öffentlichkeit;
- Umfangreiches Testen auf SARS-CoV-2 – bis zum 23. März wurden in Südkorea 338.000 Tests durchgeführt;
- Bereitstellen der Testergebnisse innerhalb von maximal einem Tag;
- Konsequente Isolation der positiv Getesteten in häuslicher Quarantäne;
- Tägliche Statusberichte der positiv Getesteten per Smartphone;
- Bewegungskontrolle der positiv Getesteten, um sicherzustellen, dass die Quarantäne eingehalten wird;
- Sofortige Benachrichtigung aller Südkoreaner per SMS über positiv Getestete in ihrer Wohngegend, inklusive Informationen zu den Zeiten, zu denen sich der positiv Getestete an öffentlichen Plätzen, an denen sie sich angesteckt haben könnten, befunden hat; etc.
Das volle Programm. „Dumm“ nur, dass dieses Vorgehen 1:1 dem Vorgehen in China entspricht, wo es vorher in die Wege geleitet wurde. Doch aus irgendwelchen Gründen gilt es einmal als eine Art Musterbeispiel für intelligentes und rationales Vorgehen im Kampf gegen das Virus, ein anderes Mal nur als weiterer „Beweis“ für Totalitarismus. Unentschuldbar.
„Die chinesischen Zahlen sind alle erstunken und erlogen!“, tönt es ferner. Warum? „Weil China!!“ – Warum? „Hörst du schlecht?!“ Substanzielles sucht man meist vergebens. Sicherlich hat China die Zahlen beispielsweise durch anfängliche Verknappung der Test-Kits nach unten manipuliert. Alle manipulieren mit den Zahlen, alle wissen es, das ist auch einer der Kritikpunkte von Prof. Vogt (unten mehr). Aber niemand hat so schnell, so viele und so umfangreiche Studien ins Netz gestellt wie die Chinesen, um – Achtung! – den Rest der Welt zu warnen. Twitter war zudem voll mit Fotos und Filmen über die Zustände in den Krankenhäusern, Krematorien und auf den Straßen. Alle noch so rigiden Regierungsmaßnahmen wurden dokumentiert und ins Netz gestellt.
Die „neutrale“ Behauptung, dass alle chinesischen Zahlen „falsch“ seien, war, wenn auch nicht widerlegt, zumindest relativ schnell fragwürdig, zumindest dann, wenn man dem „Science Media Center Germany“ Glauben schenken möchte. Dort wird u.a. dokumentiert:

Ein amerikanischer Bekannter (der anonym bleiben möchte) schrieb vor einiger Zeit:
„Eine Reihe von Leuten haben mich gefragt, ob ich die chinesischen COVID-Zahlen für legitim halte, da sie im Nachhinein im Vergleich zu den Zahlen in Italien, Spanien und den USA winzig aussehen.
Im Gegensatz zu anscheinend so vielen anderen Menschen, die über Abhörgeräte in chinesischen Regierungsbüros verfügen, habe ich das nicht, also habe ich auch keinen Beweis dafür. Sie veröffentlichten täglich Zahlen auf einer Pressekonferenz. Die Zahlen wackelten wie bei allen anderen, aber sie folgten einer sehr typischen epidemiologischen Kurve. Als sie bekannt gaben, dass die Testrückstände abgeschlossen wurden oder dass sie die Testkriterien ändern, spiegelte sich dies deutlich in den Grafiken wider. Die Sterblichkeitsraten in China sind das, was wir jetzt anderswo sehen (außer in Italien, wo sie nicht in den Charts sind, und in Deutschland, wo sie eine ganz andere Berichtmethode verwenden). Die Chinesen konnten diese Zahl zum Zeitpunkt ihrer Epidemie nicht anvisieren, da es keine Zahl gab, auf die sie abzielen konnten. Es ist außerordentlich schwierig, täglich mit Zahlen zu spielen, um langfristig statistisch konsistent zu sein, und das alles mit einem völlig unbekannten neuen Virus, bei dem die Raten dann an anderer Stelle bestätigt würden. Mathematische Modelle zeigen deutlich, dass frühes Handeln Unterschiede in den Größenordnungen erzeugt. China handelte früh und entschlossen.
Deshalb komme ich zu dem Schluss, dass die chinesischen Zahlen legitim sind. Die koreanischen und taiwanesischen Zahlen sind ebenfalls niedrig (ebenso wie die von Singapur und Hongkong), so dass es möglich ist, das Virus einzudämmen. Auch zu verstehen, dass in China die meisten Infektionen in Hubei waren, was früh und vollständig abgeriegelt wurde. Hubei ist so groß wie Italien. Der Rest Chinas wurde ebenfalls gesperrt und Orte wie Peking und Shanghai sahen die Anzahl der Fälle wie in Hongkong und Singapur. Es ist also nicht einmal richtig, 80.000 Fälle bei einer Milliarde Menschen zu sagen. Es sind eher 70.000 Fälle und 3.000 Todesfälle an einem Ort wie Italien.
Ja, ich weiß, es ist schwer, die Inkompetenz westlicher Führer und ihre Unfähigkeit und Unwillen zu lernen sowie die Ineffizienzen einer Demokratie zu akzeptieren, aber es ist, wie es ist.
P.S. Ja, ich habe Urnenlieferungen an Leichenschauhäuser in Wuhan gesehen. Vertrauen Sie mir, ich habe alles gesehen und mehr als Sie. Es ist bestenfalls ein Indizienbeweis und stinkt nach der 7423. Verschwörungstheorie bzgl. dieses Virus.“
[Edit: Die Zahl der Toten in Wuhan wurde mittlerweile nach oben korrigiert.]
Dr. yt. Aluhütler sind sowas von paranoid geworden, dass sie mittlerweile schier unter jedem Grashalm irgendeine „Verschwörung unvorstellbaren Ausmaßes“, wenn nicht gar die Illuminaten und Echsenmenschen wittern. Es kann sich unmöglich einfach um ein – Verzeihung – beschissenes Virus handeln, das jedem schadet! Nein, China will natürlich – wie immer – min-des-tens die Weltherrschaft dadurch erreichen, auch wenn ihre eigene Wirtschaft gegen die Wand gefahren wurde und tausende Tote zu beklagen sind. (Denn ohne Virus hätten diese gelben Fledermäuse „unter keinen Umständen“ die intellektuellen Kapazitäten…) Man ist – womöglich aus Gründen der Langeweile und falscher Lebensentscheidungen – so süchtig nach diesem Verschwörungsmist geworden, dass man kaum noch durchblickt. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, und wieder vor, nein, zurück. Hauptsache, China steht irgendwie scheiße da.
„Die WHO tanzt nach Chinas Pfeife! Sie ist unterwandert!“ Fünf Sekunden später: „Bill Gates gehört die WHO, er diktiert, was Sache ist!“ Bill Gates ist also chinesisch unterwandert und diktiert der WHO die Handhabungen zur Umsetzung der chinesischen Weltverschwörung? So in etwa? Muss man wissen. Wie sollte es auch anders sein? Und damit soll nicht abgestritten werden, dass die WHO womöglich einen furchtbaren Marxisten in der Leitung sitzen haben mag (also so wie Deutschland, Frankreich, Kanada, der EU usw.). Die WHO hat allerdings über 7.000 Mitarbeiter. Sind die alle unterwandert und „china-hörig”? Ist Genf ein geheimer China-Ableger? Und wenn ja, warum? Und wer ließ das zu? Sorry, aber da steige ich aus. Abstrus und Verschwörung sind Trumpf, solange irgendwie anti-chinesisch? Nichts scheint weit genug hergeholt zu sein, um irgendwie das Menetekel eines gelben Vernichtungsszenarios in die Öffentlichkeit zu schmieren. Occam’s Razor? Pff. Gilt nur für andere an anderer Stelle. Hauptsache, man muss sich trotz mehrerer Warnungen (siehe unten) nicht an die eigene Nase packen.
„Was fällt denn irgendjemandem ein, mich wegen dieses Virus in meiner Bewegungsfreiheit einzuschränken?!“, tönen Stimmen (Implikation: Virus ist harmlos + Einschränkung ist totalitär). „Warum durften Chinesen noch fliegen?!“, tönen dieselben Stimmen (Implikation: Virus ist gefährlich + Totalitarismus ist dann ok, wenn er nur für Chinesen gilt). Klingt fair und logisch. Sind diejenigen, die stets feststellen, es liege an westlichen Ländern selbst, seine Grenzen für illegale „Flüchtlinge“ zu schließen, da diese (richtigerweise) nur auf Anreize reagieren, dieselben, die China vorwerfen, seine Bürger fremde Grenzen übertreten zu lassen, weil es in diesem Fall natürlich nicht mehr an (denselben) westlichen Ländern liege, wer anrücken dürfe (obwohl die ganze Welt seit 31. Dezember Bescheid wissen konnte)? Und sind das dann aber immer noch dieselben, welche sich ebenfalls darüber empören, wenn eine ganze chinesische Provinz vorübergehend abgeriegelt wird? Ich verliere langsam den Überblick.
Liebe Dr. yt. Aluhütler, ihr müsst euch schon entscheiden: Tierisch darüber aufregen, dass ihr wegen des aktuellen „Hoax“ keine „Corona-Parties” (sic!) feiern dürft oder tierisch darüber aufregen, dass China seine Bürger trotz selbstverständlich vorsätzlich und aus böswilligsten Motiven heraus kreiertem Killervirus fliegen ließ. Beides gleichzeitig geht nicht.
Ach ja, vielleicht ging es in dem ganzen schäumenden China-Bashing unter, aber ein amerikanisches Wissenschaftsteam um Dr. Kristian G. Andersen fand anhand einer Studie, die bereits am 17. März in Nature veröffentlicht wurde, heraus, dass das Virus mit allergrößter Wahrscheinlichkeit weder in einem Labor erschaffen noch absichtlich manipuliert wurde. Die Verschwörungstheorie, wonach das Virus aus einem Hochsicherheitslabor der Biosicherheitsstufe 4 in Wuhan ausgebrochen oder freigesetzt worden sei, kann demnach als widerlegt betrachtet werden. Wörtlich heißt es in der Studie:
„(…) Our analyses clearly show that SARS-CoV-2 is not a laboratory construct or a purposefully manipulated virus.”
- Eine Zusammenfassung der Arbeit findet sich bei scinexx.
- Neue Zürcher Zeitung: Kein Platz für Verschwörungstheorien – Der Stammbaum des Coronavirus enthüllt, woher es kommt.
- Correctiv: Biowaffe aus den USA? Wolfgang Gedeon verbreitet irreführende Theorie zu Coronavirus im Landtag.
- Humanistischer Pressedienst: „So etwas kann man im besten Labor der Welt nicht herstellen”
- Welt-Online: Coronavirus im Labor gezüchtet? Warum das nicht plausibel ist.
- Auch Dr. Osterholm verneinte in seinem Interview mit Joe Rogan diese Verschwörung.
Dank Dr. yt. Aluhütler weiß ich zum Glück, dass die alle von China „gekauft“ wurden.
Wenn das Virus nur ein „Hoax” zur Implementierung des Kommunismus ist, wozu haben sich Chinesen dann zunächst eigentlich monatelang untereinander behoaxt (also mit Fake-Infizierten, Fake-Toten, Fake-Krematorienüberlastung usw.), wo doch einfach jeder noch so kleine Aspekt des chinesischen Alltags (laut Bescheißwissern) bereits höllenkommunistisch (und darüber hinaus gar nichts) ist? Ach so, war ja so „geplant”, schon wieder vergessen. Die abertausenden von insolventen Klein- und Mittelstandsbetriebe, unzählige Arbeitslose im gesamten Land etc. hat man alle als ökonomische „Kollateralschäden” zur, äh, „ökonomischen Machtergreifung” eingeplant. Oder so ähnlich.
Alles ein „Hoax“ oder maximal Grippe, aber der „Whistleblower“-Augenarzt Li Wenliang hatte mit seiner Warnung vor dem gefährlichen Virus recht. Wieder: Entscheidet euch mal. Mir gehen nämlich die Windrädchen aus.
Wozu eigentlich dieser megaumständliche Weg über China, wenn man Kommunismus über einen „Fake-Virus“ im Westen implementieren will? Wäre das nicht ein klein wenig arg plump und für China mit viel zu hohen Risiken verbunden? Und überhaupt: Eine bunte deutsche Regierung, die 86.726 Geschlechter, den ewigen Nazi, Feinstaub, Dieselhorror, den tödlichsten Klimawandel der Menschheitsgeschichte, schwarze Zahlen u.v.m. erfinden oder maßgeblich mittragen kann, soll zu alledem imstande sein, aber keinen „Hoax-Virus“ erfinden (können), sondern dafür China benötigen? Hmmm…kay.
Ach ja, und warum finanziert die moralisch grundsätzlich saubere, in der Vergangenheit niemals aggressiv gewesene oder völkerrechtswidrig gehandelt habende und stets ehrliche (v.a. die Clintons und Obama) Amerikademokratie Corona-Experimente zur Erforschung der Corona-Übertragung in Wuhan eigentlich mit 3.7 Millionen Dollar? Ich kann mir nicht helfen, aber das hat so ein bisschen was von: „Macht ihr mal schön die Drecksarbeit, aber wenn was schief geht, haben wir nicht das Geringste damit am Hut und werden fortan täglich Wuhan/China überbetonen.“
Werden dieselben diktatorischen und verachtenswerten Handlungen in China und in Teilen des Westens begangen, ist es im ersten Fall automatisch repräsentativ, im letzteren nicht weiter der Rede wert, obwohl „wir“ nunmehr seit x Jahren nach allen Regeln der Kunst belogen, zensiert, kriminalisiert, ausspioniert, indoktriniert, ausgetauscht, zum Fraß vorgeworfen, abgeschlachtet, in die Luft gejagt und überfahren werden. Überhaupt kann man der chinesischen Regierung kein Wort glauben (ich stimme zu!), die westlichen Regierungen hingegen haben sich außen- und/oder innenpolitisch keinerlei Lügen und Verbrechen (!) in den letzten Dekaden zuschulden kommen lassen. Selbst wenn, ist egal, denn es gibt bei letzteren schließlich auch „gute” Elemente. Bei den Chinesen nicht einen! Jawohl! Egal welcher sozialistische (!) Irrsinn im Westen auch immer durchgedrückt wird, er ist „vernachlässigbar“, maximal ein „Indiz“. In China dagegen ist jeder – Minimum! – der „Beweis“ für die „chinesische Weltverschwörung“ zur Vernichtung der Welt.
Wollen Chinesen helfen und Masken, Equipment etc. verschicken, wollen sie in Wahrheit wieder nur allen schaden, nein, mehr noch, sie wollen alle anderen ohne jede Frage „verletzen“ und „töten“ (!), weil bestimmtes Material schließlich defekt sei, selbstverständlich absichtlich und aus bösartigsten Motiven heraus. Dass „China eine Untersuchung des Unternehmens einleitet, das hinter fehlerhaften Corona-Testkits steckt, die nach Spanien verkauft wurden“ – Fox News berichtete – who cares? Zum Glück gab es vor 2020 noch nie qualitative Probleme mit Artikeln aus China, es muss sich jetzt also ganz klar um bösartigste Motive handeln. (Nebenbei: Produkte von einem chinesischen Unternehmen zu kaufen, ist nicht dasselbe wie Produkte „von China“ zu kaufen.)
Würde China hingegen überhaupt nichts unternehmen, wäre das infernalische Geschrei exakt genauso groß, die Sache „sonnenklar und offensichtlich“: „China will den Rest der Welt verrecken lassen!“ Es ist ein einziges Beklopptenstadl.
„Die nahmen der Welt absichtlich die Masken weg!” Hmmm, als es hier so richtig losging und der gemeine Buntbürger noch im Stadion seinem Lieblingsverein die Stange hielt und keine Zeit für so Nebensächlichkeiten wie „Die wollen uns alle töten” hatten (obwohl wochenlang nur Chinesen verreckten), waren hier in China sämtliche Geschäfte und Apotheken leer gefegt. Ich selbst war vergeblich auf der Suche nach Masken in Peking. Was tat ich also? Ich fragte Verwandte und Freunde in Deutschland, uns welche zu schicken. Exakt dasselbe haben Chinesen auch getan: Sie wandten sich an Verwandte und Freunde im Ausland! Verbrechen! Ungeheuerlich!
Ich frage mich ernsthaft, unter welchen Bedingungen für Dr. yt. Aluhütler eine Pandemie tatsächlich einfach „nur“ eine Pandemie sein dürfte und was China tun müsste, um Ihrer bescheidwissenden Dr. yt.-Durchlaucht untertänigst zu „beweisen“, dass man ernsthaft hilft und auch helfen will. Persönliche Erfahrungsberichte von in China lebenden und beobachtenden Ausländern zählen selbstverständlich nicht. Das Versenden von 3.86 Milliarden Masken, 38 Millionen Schutzanzügen, 2.4 Millionen Infrarot-Temperatur-Messgeräten und 16.000 Beatmungsgeräten (Stand: 07. April) ist ebenso selbstverständlich zu ignorieren, da nur „Ablenkung“, „Blendwerk“, Teil des „teuflischen Plans“.
Ist eine Pandemie an sich nicht schon schlimm genug? Womöglich. Aber offenbar viel zu „wenig“, viel zu „unsensationell“, viel zu wenig Teuflisches, Drama und Höllenschmiede für Internet-Junkies. – Doch um noch eine Antwort zu wagen: These: Es handelt sich immer nur dann um eine „normale“ Katastrophe, wenn ihr Ursprung nicht im „Reich der Mitte“ liegt (mehr dazu später).
Brachte Mainland-China in der Vergangenheit irgendetwas Positives zustande, war für viele „freiheitliche“ Dr. yt. Aluhütler der Beweis erbracht, wie „kapitalistisch“ die „Reisfresser” wurden/sind. (Das wunderbare Hong Kong und Taiwan werden grundsätzlich nicht als Teil Chinas betrachtet, da dies das Narrativ einer flächendeckenden Horror-Einheitsmasse widerlegen würde). Geschieht hingegen irgendetwas Furchtbares, ist das Land postwendend durch und durch „kommunistisch“. Für Linksgrünbunte gilt dasselbe umgekehrt. Leute, ganz ehrlich, ich habe dieses diskursive Vexierspielchen sowas von satt. Seit Jahren rede ich mir den Mund fusselig, dass dieses Land weder das eine noch das andere ist. Gute Elemente. Ätzende Elemente. Unbezahlbare Elemente. Grausame Elemente. Richtige Entscheidungen. Falsche Entscheidungen. Korporatismus. So wie in Land X, Y oder Z, Himmelherrgott!
Die Zeiten des klassischen Kommunismus sind vorbei. Weil er, wie immer und überall auf der Welt, auch hierzulande grandios zerbröselt war. Seit dem Tode Maos werden sowohl Sozialismus als auch Kapitalismus konfuzianisch interpretiert und diktiert. Das mag auf lange Sicht wahrscheinlich ebenfalls in die Hose gehen, ich weiß es nicht. Warum nicht? Weil außer Frage steht, dass diese Variante anhand des fernostphilosophischen Überbaus bisher weltweit einzigartig ist. Rühren die Verwirrung und Überforderung vielleicht daher?
Ich könnte den Irrsinn, der mir während der letzten Monate in der Rolle des stillen Beobachters entgegen schwallte, noch seitenweise durchpflücken. Geisteskranke Nachrichten voller Nebenschauplätze, Strohmänner und Turbo-Verschwörungen, die mich von anonymen Aluhüten beinahe täglich erreichen. Von „Jede Seuche der Menschheitsgeschichte war nur ein Fake” bis „Wer den Virus ernst nimmt, ist für Erschießungskommandos” ist alles dabei.
Glücklicherweise hat eine schonungslose Bloßlegung von (moralisierenden) Doppelstandards vor einigen Tagen Professor Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt in einem Gastkommentar der Schweizer „Mittelländischen“ geliefert. Dort zieht er eine „Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medizinischen Fakten, sowie der aktuellen und zukünftigen politischen Entscheidungen“. Da ich es selbst nicht besser, geschweige denn auch nur annähernd mit dem selben Sachverstand formulieren könnte, übergebe ich an den besorgten Schweizer aus Zürich.
Prof. Dr. Dr. Vogt:
Vorwort: Wieso nehme ich überhaupt Stellung?
Aus 5 Gründen:
1. bin ich mit meiner Stiftung „EurAsia Heart – A Swiss Medical Foundation“ seit mehr als 20 Jahren in EurAsien tätig, habe fast ein Jahr in China gearbeitet und seit 20 Jahren eine kontinuierliche Verbindung zum „Union Hospital of Tongji Medical College/Huazhong University of Science and Technology“ in Wuhan, wo ich eine meiner vier Gastprofessuren in China habe. Die 20-jährige Verbindung zu Wuhan habe ich auch in den jetzigen Zeiten konstant aufrechthalten können.
2. ist COVID-19 nicht nur ein Problem der mechanischen Beatmung, sondern betrifft das Herz in ähnlicher Weise. 30% aller Patienten, welche die Intensivstation nicht überleben, versterben aus kardialen Gründen.
3. ist die letzt-mögliche Therapie des Lungenversagens eine invasiv-kardiologische, respektive kardiochirurgische: die Verwendung einer „ECMO“, der Methode der „extrakorporellen Membran-Oxygenation“, d.h. die Verbindung des Patienten mit einer externen, künstlichen Lunge, welche bei diesem Krankheitsbild die Funktion der Lunge des Patienten so lange übernehmen kann, bis diese wieder funktioniert.
4. bin ich – ganz einfach – um meine Meinung gefragt worden.
5. sind sowohl das Niveau der medialen Berichterstattung wie auch sehr viele Leser-Kommentare nicht ohne Widerspruch hinzunehmen und zwar in Bezug auf Fakten, Moral, Rassismus und Eugenik. Sie benötigen dringend einen Widerspruch durch zuverlässige Daten und Angaben.
Die dargelegten Fakten entstammen wissenschaftlichen Arbeiten, welche ein „peer-review“ durchlaufen haben und in den besten medizinischen Zeitschriften publiziert worden sind. Viele dieser Fakten waren bis Ende Februar bekannt. Hätte man diese medizinischen Fakten zur Kenntnis genommen und wäre man fähig gewesen, Ideologie, Politik und Medizin zu trennen, wäre die Schweiz heute mit großer Wahrscheinlichkeit in einer besseren Lage: wir hätten pro Kopf nicht die zweitmeisten COVID-19-positiven Leute weltweit und eine bedeutend kleinere Zahl an Menschen, welche ihr Leben im Rahmen dieser Pandemie verloren haben. Zudem hätten wir mit großer Wahrscheinlichkeit keinen partiellen, unvollständigen „Lock-down“ unserer Wirtschaft und keine kontroversen Diskussionen, wie wir hier wieder „herauskommen“.
Anmerken möchte ich noch, dass alle wissenschaftlichen Arbeiten, die ich erwähne, bei mir im Original erhältlich sind.
1. Die Zahlen in den Medien
Es ist verständlich, dass alle das Ausmaß dieser Pandemie auf die eine oder andere Art erfassen möchten. Nur, die tägliche Rechnerei hilft uns nicht weiter, da wir nicht wissen, wie viele Personen lediglich folgenlos Kontakt mit dem Virus hatten und wie viele Personen tatsächlich krank geworden sind.
Die Anzahl asymptomatischer COVID-19 Träger ist wichtig, um Vermutungen über die Ausbreitung der Pandemie machen zu können. Um brauchbare Daten zu haben, hätte man jedoch zu Beginn der Pandemie breite Massentests durchführen müssen. Heute kann man nur noch vermuten, wie viele Schweizer Kontakt mit COVID-19 hatten. Eine Arbeit mit einer amerikanisch-chinesischen Autorenschaft hat schon am 16. März 2020 publiziert, dass auf 14 dokumentierte mit 86 nicht-dokumentierten Fällen von COVID-19-positiven Personen zu rechnen ist. In der Schweiz muss man deshalb damit rechnen, dass wohl 15x bis 20x mehr Personen COVID-19-positiv sind, als in den täglichen Berechnungen dargestellt wird.
Um den Schweregrad der Pandemie zu beurteilen, bräuchten wir andere Daten:
- eine exakte, weltweit gültige Definition der Diagnose „an COVID-19 erkrankt“: a) positiver Labortest + Symptome; b) positiver Labortest + Symptome + entsprechender Befund im Lungen-CT; oder c) positiver Labortest, keine Symptome, aber entsprechende Befunde im Lungen-CT.
- die Anzahl hospitalisierter COVID-19-Patienten auf der Allgemeinabteilung
- die Anzahl COVID-19-Patienten auf der Intensivstation
- die Anzahl beatmeter COVID-19-Patienten
- die Anzahl von COVID-19-Patienten am ECMO
- die Anzahl an COVID-19 Verstorbenen
- die Anzahl infizierter Ärzte und Pflegepersonen
Nur diese Zahlen ergeben ein Bild vom Schweregrad dieser Pandemie, respektive von der Gefährlichkeit dieses Virus. Die aktuelle Anhäufung von Zahlen ist derart ungenau und hat einen Touch von „Sensations-Presse“ – das Letzte, was wir in dieser Situation noch brauchen.
2. „Eine gewöhnliche Grippe“
Handelt es sich hier nur um „eine gewöhnliche Grippe“, die jedes Jahr vorüberzieht und gegen die wir üblicherweise „nichts“ unternehmen – oder um eine gefährliche Pandemie, welche rigide Maßnahmen benötigt? Um diese Frage zu klären, muss man bestimmt keine Statistiker fragen, die noch nie einen Patienten gesehen haben. Die reine, statistische Beurteilung dieser Pandemie ist sowieso unmoralisch. Fragen muss man die Leute an der Front. Keiner meiner Kollegen – und ich natürlich auch nicht – und niemand vom Pflegepersonal kann sich erinnern, dass in den letzten 30 oder 40 Jahren folgende Zustände herrschten, nämlich dass:
- ganze Kliniken mit Patienten gefüllt sind, welche alle dieselbe Diagnose besitzen;
- ganze Intensivstationen mit Patienten gefüllt sind, welche alle dieselbe Diagnose aufweisen;
- 25% bis 30% der Pflegenden und der Ärzteschaft genau jene Krankheit auch erwerben, welche jene Patienten haben, die sie betreuen;
- zu wenig Beatmungsgeräte zur Verfügung standen;
- eine Patientenselektion durchgeführt werden musste, nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil wegen der schieren Anzahl an Patienten schlicht das entsprechende Material gefehlt hat;
- die schwerer erkrankten Patienten alle dasselbe – ein uniformes – Krankheitsbild aufgewiesen haben;
- die Todesart jener, die auf der Intensivstationen verstorben sind, bei allen dieselbe ist;
- Medikamente und medizinisches Material auszugehen drohen.
Aufgrund von 1-8) ist es klar, dass es sich um einen gefährlichen Virus handelt, der dieser Pandemie zugrunde liegt. Die Behauptungen, eine „Influenza“ sei genau gleich gefährlich und koste jedes Jahr gleich viele Opfer, ist falsch. Zudem ist die Behauptung, man wisse nicht, wer „an“ und wer „wegen“ COVID-19 sterbe, ebenso aus der Luft gegriffen.
Vergleichen wir Influenza und COVID19: Hat man das Gefühl, bei Influenza seien immer alle Patienten „wegen“ Influenza gestorben und nie einer „mit“? Sind wir Mediziner im Rahmen der COVID-19-Pandemie nun alle plötzlich so verblödet, dass wir nicht mehr unterscheiden können, ob jemand „mit“ oder „wegen“ COVID-19 stirbt, wenn diese Patienten eine typische Klinik, typische Laborbefunde und ein typisches Lungen-CT aufweisen?
Aha, bei der Diagnose „Influenza“ waren natürlich alle immer hellwach und haben immer die ganze Diagnostik bemüht und waren immer sicher: nein, bei der Influenza sterben alle „wegen“ und nur bei COVID-19 viele „mit“.
Zudem: wenn es in einem Jahr in der Schweiz angeblich 1600 Influenza-Tote gab, so sprechen wir über 1600 Tote über 12 Monate – ohne präventive Maßnahmen. Bei COVID-19 gab es jedoch 600 Tote in einem (!) Monat und das trotz massiver Gegenmaßnahmen. Radikale Gegenmaßnahmen können die Verbreitung von COVID-19 um 90% senken – man kann sich also vorstellen, welches Szenario ohne Gegenmaßnahmen herrschen würde.
Zudem: In einem Monat wurden in der Schweiz >2200 Patienten wegen COVID-19 hospitalisiert und es wurden gleichzeitig bis zu 500 Patienten auf verschiedenen Intensivstationen hospitalisiert. Nie hat jemand von uns auch nur annähernd solche Zustände im Rahmen einer „Influenza“ gesehen.
Im Rahmen einer „gewöhnlichen“ Influenza erwerben ca. 8% der Betreuenden ebenfalls eine Influenza, aber niemand stirbt daran. Bei COVID-19 werden 25% bis 30% der Betreuenden infiziert und das ist mit einer signifikanten Mortalität verbunden. Dutzende von Ärzten und Pflegepersonen, die COVID-19 Patienten betreut haben, sind an derselben Infektion verstorben.
Zudem: suchen Sie einmal die harten Zahlen zu „Influenza“! Sie werden keine finden. Was Sie finden, sind Schätzungen: ca. 1000 oder 1600 in der Schweiz; ca. 8000 in Italien; ca. 20.000 in Deutschland. Eine FDA-Studie (US Food and Drug Administration) hat untersucht, wie viele der 48.000 Influenza-Toten eines Jahres in den USA wirklich wegen klassischer Influenza-Pneumonie gestorben sind. Resultat: alle möglichen Krankheitsbilder wurden unter „Tod durch Pneumonie“ subsummiert, so z.B. auch die Lungenentzündung eines Neugeborenen, der bei der Geburt Fruchtwasser in die Lunge aspiriert hat. Die Anzahl der effektiv „wegen Influenza verstorbenen“ Patienten sank in dieser Analyse dramatisch weit unter 10.000 ab.
Auch in der Schweiz kennen wir die genaue Anzahl von Patienten nicht, die jährlich an Influenza versterben. Und dies trotz Dutzender massiv überteuerter Datenerfassungs-Systeme; trotz sinnloser Doppel- und Triple-Erfassung der Daten durch Kliniken, Krankenkassen und Gesundheitsdirektionen; trotz eines sinnlosen und überteuerten DRG-Systems, das nur Nonsens produziert. Wir können nicht mal exakt die Zahlen von hospitalisierten Influenza-Patienten pro Monat liefern! Aber Millionen und Milliarden für überteuerte und kontraproduktive IT-Projekte verschwenden.
Aufgrund des aktuellen Wissensstandes kann man insgesamt nicht von einer „gewöhnlichen Grippe“ reden. Und deshalb ist die widerstandslose Durchseuchung der Gesellschaft auch kein Rezept. Ein Rezept, notabene, welches Großbritannien, die Niederlande und Schweden versucht und nacheinander aufgegeben haben.
Aufgrund des aktuellen, mangelhaften Wissensstandes sagen auch die Zahlen des Monats März überhaupt nichts aus. Wir können glimpflich davonkommen, oder eine Katastrophe erleben. Rigide Maßnahmen bewirken, dass die Kurve der Kranken flacher verläuft. Es geht aber nicht nur um die Höhe der Kurve, es geht auch um die Fläche unter der Kurve und diese repräsentiert am Ende die Anzahl Toter.
3. „Es sterben nur alte und kranke Patienten“
Prozentzahlen – Nebendiagnosen – Moral und EUGENIK
Das Alter der in der Schweiz Verstorbenen liegt zwischen 32 und 100 Jahren. Zudem gibt es einige Studien und Berichte, welche zeigen, dass auch Kinder an COVID-19 verstorben sind.
Ob wegen COVID-19 nun 0.9% oder 1.2% oder 2.3% versterben ist sekundär und bloß Futter für Statistiker. Relevant ist die absolute Anzahl an Toten, die diese Pandemie verursacht. Sind 5000 Tote weniger schlimm, wenn sie 0.9% aller COVID-19-Träger darstellen? Oder sind 5000 Tote schlimmer, wenn sie 2.3% aller COVID-19-Träger darstellen?
Angeblich beträgt das durchschnittliche Alter der verstorbenen Patienten 83 Jahre, was von vielen – von zu vielen in unserer Gesellschaft – wohl als vernachlässigbar abgetan wird.
Die lässige Großzügigkeit, wenn andere sterben, ist in unserer Gesellschaft nicht zu übersehen. Das andere, das sofortige Geschrei und die immediaten Schuldzuweisungen, wenn es einem selber oder nächste Angehörige trifft, kenne ich zur Genüge.
Alter ist relativ. Der eine US-Präsidentschafts-Kandidat ist heute 73 und der andere ist 77 Jahre alt.
Mit guter Lebensqualität ein hohes, selbstbestimmtes Alter zu erreichen, ist ein hohes Gut, für das wir in der Schweiz ins Gesundheitswesen investiert haben. Und es ist das Resultat der Medizin, dass man auch mit drei Nebendiagnosen bei guter Lebensqualität ein hohes Alter erreichen kann. Diese positiven Errungenschaften unserer Gesellschaft sind nun plötzlich nichts mehr wert, sondern, mehr noch, nur noch eine Last?
Zudem: Wenn 1000 über 65-Jährige oder 1000 über 75-Jährige untersucht werden, die bisher meinten, sie seien gesund, haben nach einem gründlichen Check wohl >80% neu 3 „Nebendiagnosen“, besonders wenn es sich um die weit verbreiteten Diagnosen „hoher Blutdruck“ oder „Zucker“ handelt.
Gewisse Medien-Artikel und Leser-Kommentare – viel zu viele, meiner Meinung nach – überschreiten bei dieser Diskussion jede Grenze, haben den üblen Geruch der Eugenik und es kommen Erinnerungen an bekannte Zeiten auf. Muss ich wirklich jene Jahreszahlen nennen? Es erstaunt mich, dass unsere Medien nicht bemüht sind, in dieser Sache einmal Klartext zu schreiben. Es sind ja unsere Medien, welche diese erbärmlichen Meinungsäußerungen in ihren Kommentarspalten publizieren und so stehen lassen. Und ebenso erstaunlich ist, dass die Politiker es nicht für notwendig erachten, einmal eine klare Stellungnahme zu diesem Punkt abzugeben.
4. Diese Pandemie war angekündigt
War die Schweiz minimal auf diese Pandemie vorbereitet? NEIN.
Hat man Vorkehrungen getroffen, als COVID-19 in China ausgebrochen ist? NEIN.
Hat man wissen können, dass eine COVID-19-Pandemie über die Welt ziehen wird?
JA, SIE WAR ANGEKÜNDIGT UND DIE DATEN LAGEN BIS MÄRZ 2019 VOR.
- SARS war 2003.
- MERS war 2012.
- 2013 hat der Deutsche Bundestag Katastrophen-Szenarien diskutiert: wie bereitet sich Deutschland auf Katastrophen, z.B. Überschwemmungen vor. In diesem Rahmen wurde auch diskutiert, wie Deutschland auf eine zukünftigen SARS-Pandemie reagieren muss! Ja, im Jahre 2013 hat der Deutsche Bundestag eine SARS-Corona-Pandemie in Europa und Deutschland simuliert!
- 2015 wurde eine experimentelle Gemeinschaftsarbeit von Forschern aus drei US-Universitäten, Wuhan und einem italienischen Forscher aus Varese, der in Bellinzona ein Labor hat, publiziert. Diese produzierten synthetisch hergestellte Corona-Viren im Labor und infizierten damit Zellkulturen und Mäuse. Grund der Arbeit: Man wollte einen Impfstoff respektive monoklonale Antikörper produzieren, um gegen die nächste Corona-Pandemie gewappnet zu sein.
- Ende 2014 hatte die US-Regierung Forschung an MERS und SARS wegen der Gefährlichkeit für Menschen für ein Jahr ausgesetzt.
- 2015 hielt Bill Gates eine weit beachtete Rede und meinte, die Welt sei auf die nächste Corona-Pandemie unvorbereitet.
- 2016 erschien erneut eine Forschungsarbeit, welche mit Corona-Viren hantierte. Das „Summary“ dieser Publikation muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, denn es handelt sich hier um die perfekte Beschreibung dessen, was aktuell abläuft:
“Focusing on SARS-like CoVs, the approach indicates that viruses using the WIV1-CoV spike protein are capable of infecting human alveolar endothelium cultures directly without further spike adaptation. Whereas in vivo data indicate attenuation relative to SARS-CoV, the augmented replication in the presence of human Angiotensin-Converting-Enzyme Typ 2 in vivo suggests that the virus has significant pathogenic potential not captured by current small animal models.”
- Im März 2019 wurde in der epidemiologischen Studie von Peng Zhou aus Wuhan gesagt, dass u.a. aufgrund der Biologie der Corona-Viren in den Fledermäusen („bat“) in China vorausgesagt werden kann, dass es in Kürze eine erneute Corona-Pandemie geben werde. Mit Sicherheit! Man könne nur nicht genau sagen wann und wo, aber China werde der hot-spot sein.
Im Prinzip waren das acht konkrete, deutliche Warnungen innerhalb von 17 Jahren, dass so etwas kommen wird. Und dann kommt es tatsächlich! Im Dezember 2019, neun Monate nach Peng Zhous Warnung. Und die Chinesen informieren die WHO, nachdem sie 27 Patienten mit atypischer Pneumonie ohne Todesfall gesehen haben. Noch am 31. Dezember beginnt die Reaktionskette von Taiwan, die aus insgesamt 124 Maßnahmen bestand – alles bis zum 03. März 2020 publiziert. Und nein, es wurde nicht auf Taiwanesisch-Chinesisch in einer asiatischen, medizinischen Zeitschrift publiziert, sondern unter Mitarbeit der University of California im „Journal of American Medical Association“.
Das Einzige, was man tun musste: Ab dem 31. Dezember 2019 „bat + coronavirus“ in „PubMed“, der U.S. National Library of Medicine, eingeben und alle Daten lagen vor. Und man musste nur die Publikationen bis Ende Februar 2020 verfolgen, um zu wissen, 1) was auf uns zukommt und 2) was zu tun ist.
Usbekistan hat im Dezember ihre 82 Studenten aus Wuhan zurückbeordert und alle in Quarantäne gesteckt. Am 10. März habe ich von Usbekistan aus, weil ich nach meiner Meinung gefragt worden war, die Schweiz gewarnt: Parlamentarier, Bundesrat, BAG, Medien.
Und was hat die Schweiz seit der Meldung Chinas an die WHO am 31. Dezember 2019 gemacht? Unsere Landesregierung, unser BAG, unsere Experten, unsere Pandemiekommission? Es sieht so aus, dass sie nichts mitbekommen haben. Natürlich, die Situation ist heikel. Sollte man die Bevölkerung informieren? Panik säen? Wie vorgehen? Was man wenigstens hätte tun können: die exzellenten wissenschaftlichen Arbeiten der Chinesischen und Amerikanisch-Chinesischen Wissenschaftler studieren, die in den besten amerikanischen und englischen, medizinischen Zeitschriften publiziert worden sind.
Man hätte wenigstens – und das wäre ohne Information an die Bevölkerung, ohne Panik zu säen, machbar gewesen – man hätte wenigstens das notwendige medizinische Material auffüllen können. Dass die Schweiz mit ihrem 85-Milliarden-schweren Gesundheitswesen, in welchem eine durchschnittliche 4-köpfige Mittelstandsfamilie die Krankenkassen-Prämien nicht mehr bezahlen kann, nach 14 Tagen lauem Gegenwind an der Wand steht, über zu wenig Masken, zu wenig Desinfektionsmittel und zu wenig medizinisches Material verfügt, ist eine Schande. Was hat die Pandemie-Kommission gemacht? Wenn das keine PUK braucht. Aber keine, die nur mit Politkern besetzt ist.
Und so hat sich das behördliche Versagen bis heute fortgesetzt. Keine der von Singapur, Taiwan, Hongkong oder China erfolgreich eingesetzten Maßnahmen wurden angewendet. Keine Grenzschließung, keine Grenzkontrollen, jeder konnte und kann immer noch problemlos in die Schweiz immigrieren, ohne überhaupt kontrolliert zu werden (habe ich am 15. März selber so erfahren).
Es waren die Österreicher, welche die Grenze zur CH geschlossen haben und es war die italienische Regierung, welche Ende März endlich die SBB gestoppt hat und so weiter und so fort. Und noch heute gibt es keine Quarantäne für Personen, die in die Schweiz einreisen.
Wurde die Forschungsgruppe von Antonio Lanzavecchia in Bellinzona konsultiert? Antonio Lanzavecchia, der an den oben erwähnten Forschungsarbeiten zu den synthetisch hergestellten Corona-Viren als Co-Autor beteiligt war? Wie kann es sein, dass Hr. Lanzavecchia am 20. März in einem kleinen Tessiner TV-Sender sagt, dass dieses Virus extrem ansteckend und extrem resistent sei – das BAG am 22. März, zwei Tage später also, von einem „Silberstreifen am Horizont“ schreibt?
Wie kann es sein, dass eine gemischt amerikanische-chinesische Autorenschaft am 06. März im „Science“ publiziert, dass nur eine kombinierte Grenzschließung und eine lokale Ausgangssperre effektiv sind, dann aber die Verbreitung des Virus um 90% einzudämmen vermögen – das BAG und Bundesrat aber mitteilen, dass Grenzschließungen nichts bringen, „weil sich die meisten sowieso zu Hause anstecken“ würden.
Das Maskentragen wurde für nicht notwendig befunden – aber nicht, weil dessen Effektivität nicht bewiesen wäre. Nein, weil man schlicht nicht genügend Masken zur Verfügung stellen konnte. Man müsste lachen, wenn es nicht so tragisch wäre: Statt die eigenen Versäumnisse einzugestehen und sie immediat zu korrigieren, hat man lieber den deutschen Botschafter einbestellt. Was hat man ihm gesagt? Dass das 85-Milliarden-schwere Schweizer Gesundheitswesen keine Masken hat, um seine Bürger, Pflegende und Ärzte zu schützen?
Die Serie von peinlichen Pannen lässt sich erweitern: Hände-Desinfektion! Empfohlen, da wirksam und schon zu Zeiten der Spanischen Grippe empfohlen. Haben wir von unseren Entscheidungsträgern je gehört, welche Desinfektionsmittel denn wirksam sind und welche nicht? Haben wir nicht, obwohl am 06. Februar 2020 ein Summary von 22 Arbeiten im „Journal of Hospital Infection“ publiziert worden ist, welches schon damals berichtete, dass Corona-Viren bis zu 9 Tage auf Metall, Plastik und Glas überleben können und welche drei Desinfektionsmittel das Virus innert einer (!) Minute killen und welche nicht. Natürlich konnte man das richtige Desinfektionsmittel nicht konkret empfehlen: Der Bürger hätte dann gemerkt, dass gar nicht genug davon vorhanden ist, weil das Pandemie-Lager, welches Ethanol (62%iges bis 71%iges Ethanol killt Corona-Viren innerhalb einer Minute) bereithalten sollte, 2018 aufgelöst worden war.
Als die Schwierigkeiten der Pandemie auch für das BAG offensichtlich wurden, ließ man verlauten, dass Patienten, welche auf die Intensivstation müssten, sowieso schlechte Chancen hätten. Dies im klaren Widerspruch zu vier bis dahin publizierten wissenschaftlichen Arbeiten, welche übereinstimmend berichten, dass 38% bis 95% aller Patienten, die auf die Intensivstation mussten, nach Hause entlassen werden konnten.
Ich will hier keine weiteren Punkte erwähnen. Klar sind zwei Dinge: Die Pandemie wurde seit 2003 mindestens 8x angekündigt. Und nachdem ihr Ausbruch am 31. Dezember 2019 der WHO gemeldet worden war, hätte man 2 Monate Zeit gehabt, die richtigen Daten zu studieren und die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Taiwan zum Beispiel, dessen 124 Maßnahmen früh publiziert worden sind, hat am wenigsten Infizierte und Todesfälle und hat keinen „Lock-down“ der Wirtschaft durchführen müssen.
Die Maßnahmen der asiatischen Länder wurden aus politischen und diffusen Gründen als für uns nicht machbar qualifiziert. Einer davon: Das Tracking Infizierter. Angeblich unmöglich und das in einer Gesellschaft, die ihre privaten Daten ohne Probleme an iClouds und Facebook auslagert. Tracking? Wenn ich jeweils in Tashkent, Peking oder Yangon aus dem Flugzeug steige, dauert es 10 Sekunden und Swisscom heißt mich im jeweiligen Land willkommen. Tracking? Nein, gibt es bei uns nicht.
Hätte man sich besser orientiert, hätte man gesehen, dass gewisse Länder ohne rigide Maßnahmen ausgekommen sind. In der Schweiz hat man allenfalls semi-rigide oder gar keine Maßnahmen ergriffen, sondern hat die Bevölkerung im eigentlichen Sinne durchseuchen lassen. Rigidere Maßnahmen wurden zu spät ergriffen. Hätte man reagiert, hätte man vielleicht keine solchen Maßnahmen ergreifen müssen – und könnte sich die aktuellen Diskussionen um einen „Ausstieg“ ersparen. Von den ökonomischen Folgen will ich gar nicht reden.
5. Politische Aspekte – Propaganda
Warum hat man nicht nach Asien geschaut? Es gab genug Zeit. Oder anders: Wie hat man nach Asien geschaut? Die Antwort ist klar: Arrogant, ignorant und besserwisserisch. Typisch europäisch, oder sollte ich sagen, typisch schweizerisch?
Xi Jinping war noch nett, als er meinte, Europa sei wegen seines „Narzissmus“ innert kürzester Zeit das weltweite Zentrum der Pandemie geworden. Ich würde hinzufügen: Wegen seiner Arroganz, seiner Ignoranz und seines unsäglichen Besserwissertums.
In den Kommentarspalten haben immer mehr Leser unserer Medien bemerkt, dass wir vielleicht aufhören sollten, andere konstant zu belehren, wenn wir selber pro Kopf mit Spanien zusammen die höchste Rate an COVID-19-positiven Leuten und eine der höchsten Sterberaten haben.
Europa scheint unbelehrbar. Amerika – zumindest seine Wissenschaftler und ein Teil seiner politischen Journalisten – haben anders reagiert. Amerika hat die exzellenten wissenschaftlichen Arbeiten chinesischer Autoren anerkannt und sie in ihren besten medizinischen Zeitschriften publiziert. Selbst im „Foreign Affairs“, der wichtigsten Essay-Zeitschrift zur internationalen Politik, finden sich Arbeiten mit Überschriften wie: „Was die Welt von China lernen kann“; und „China hat eine App und der Rest der Welt braucht einen Plan“; ferner, dass die „internationale Kooperation der Wissenschaftler ein Beispiel dafür sei“, wie man in anderen Bereichen „multipolar zusammenarbeiten müsse“ und wie die Welt nun einmal „interconnected“ sei. Selbst der oft zitierte Anthony Fauci, Trumps Chef-Virologie, rühmte im „Foreign Affairs“ die Zusammenarbeit mit den chinesischen Kollegen.
Dass die US-Politführung das nicht umgesetzt hat, ist nicht das Problem der Wissenschaftler, welche, inklusive WHO, die exzellente Arbeit der Chinesen vor Ort lobten: „The Chinese know exactly what they do”; „and they are really, really good at it”.
Dagegen veröffentlichte das deutsche Magazin DER SPIEGEL einen Artikel mit der Überschrift „Tödliche Arroganz“ und damit meinten sie nicht Amerika, sondern das überhebliche Europa.
Was sind die Fakten?
- Nach der SARS-Epidemie hat China ein Überwachungsprogramm installiert, welches eine auffällige Häufung atypischer Lungenentzündungen so früh wie möglich melden sollte. Als vier Patienten in diesem Land mit seiner gigantischen Bevölkerung in kurzer Zeit eine atypische Lungenentzündung zeigten, hat das Überwachungssystem Alarm ausgelöst.
- Nachdem bei 27 (andere Quellen sagen: 41) Patienten in Wuhan eine atypische Pneumonie diagnostiziert worden war, aber noch kein einziger Todesfall vorlag, hat die chinesische Regierung am 31. Dezember die WHO informiert.
- Am 07. Januar 2020 hat dasselbe Team von Peng Zhou, welches im März 2019 vor einer Corona-Pandemie gewarnt hatte, das vollständig definierte Genom des verursachenden Virus an die Welt weitergegeben, damit so schnell wie möglich weltweit Test-Kits entwickelt, eine Impfung erforscht und monoklonale Antikörper hergestellt werden können.
- Entgegen der Meinung der WHO haben die Chinesen Wuhan im Januar mit einem „travel ban“ und einer Ausgangssperre lahmgelegt. Ich erspare es mir, auf die anderen Maßnahmen einzugehen, welche in China getroffen worden sind.
Nach Meinung internationaler Forschungsteams hat China mit diesen früh und radikal einsetzenden Maßnahmen Hunderttausenden von Patienten das Leben gerettet. - Am 31. Dezember 2019 hat Taiwan alle Flüge aus Wuhan gestoppt. Die weiteren 124 Maßnahmen Taiwans sind im „Journal of American Medical Association“ publiziert – rechtzeitig. Man hätte sie nur zur Kenntnis nehmen müssen.
Ohne Zweifel hat die „Command and Control“-Struktur Chinas initial zu einer Unterdrückung relevanter Informationen geführt, umgekehrt jedoch später bei der Begrenzung der Pandemie umso effektiver funktioniert. Der Umgang mit dem Augenarzt Li Wenliang ist schrecklich [Er wurde übrigens zu keinem Zeitpunkt „inhaftiert“, wie manche glauben, sondern musste ein Dokument unterzeichnen, keine öffentliche Panik zu verbreiten. Danach ging er wieder an die Arbeit – Anm. Mende], passt jedoch zu solchen Ereignissen. Als 1918 der amerikanische Landarzt Loring Miner in Haskell County im US-Bundesstaat Kansas mehrere Patienten mit Grippesymptomen sah, welche an Heftigkeit alles Bisherige übertrafen, hat er sich an den „United States Public Health Service“ gewandt und um Unterstützung gebeten. Diese wurde im verweigert. Drei Patienten von Haskell County wurden zum Militärdienst eingezogen. Albert Gitchell, der Küchenunteroffizier – der Patient NULL – verbreitete das Virus in jener Kompanie, für die er kochte und die nach Europa verlegt wurde. 40 Tage später gab es in Europa 20 Millionen Infizierte und 20.000 Tote. Die 1918 Pandemie hat mehr Tote verursacht als der 1. Weltkrieg.
Die Klagen des Westens über die „Behandlung“ von Li Wenliang sind berechtigt, aber triefen von Doppelmoral, weiß man doch, welches Schicksal Whistleblowern im Westen mit seinen tollen Werten widerfahren. Auch die US-Regierung versuchte, medizinische Informationen zu filtern, indem die führenden Virologen Amerikas von Trump angewiesen worden waren, jede öffentliche Aussage zuvor mit Mike Pence, dem Vize-Präsidenten, zu besprechen, was im kürzlich erschienen „Science“ unter dem Titel „Do us a favor“ als „unacceptable“ bezeichnet und mit China verglichen worden ist.
Politik ist das eine, die wissenschaftlichen Arbeiten sind das andere. Bis Ende Februar 2020 sind derart viele, exzellente wissenschaftliche Arbeiten mit chinesischen und gemischt amerikanisch-chinesischen Autoren erschienen, dass man hätte wissen können, um was es bei dieser Pandemie geht und was man vorkehren sollte.
Warum hat man alles verpasst?
Weil weder Politiker noch Medien und die Mehrzahl der Bürger fähig sind, in einer solchen Situation Ideologie, Politik und Medizin zu trennen. Eine virale Pneumonie ist ein medizinisches und kein politisches Problem.
Dank des politisch-ideologisch begründeten Ignorierens medizinischer Fakten hat sich Europa in kürzester Zeit selber zum weltweiten Pandemie-Zentrum gemacht – mitten drin die Schweiz mit der zweithöchsten Pro-Kopf-Infektionsrate.
Politik und Medien spielen hier eine besonders unrühmliche Rolle.
Statt sich auf das eigene Versagen zu konzentrieren, wird die Bevölkerung durch ein fortgesetztes, dümmliches China-Bashing abgelenkt.
Dazu kommen, wie immer, Russland-Bashing und Trump-Bashing. Man muss Trump keinesfalls mögen – aber bis die USA bezüglich der COVID-19-Todesfälle pro Kopf gleichauf mit der Schweiz liegen, müssen sie 30.000 Tote haben.
Wie kann man konstant andere Länder kritisieren, wenn man mit dem zweitteuersten Gesundheitswesen der Welt pro Kopf am zweitmeisten Infizierte hat und weder genügend Masken noch genügend Desinfektionsmittel noch genügend medizinisches Material vorweisen kann? Die Schweiz wurde von dieser Pandemie nicht überrascht – nach dem 31. Dezember 2019 hat man mindestens zwei Monate Zeit gehabt, die dringendst notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Und zu diesem Verhalten haben die Medien beileibe genug dazu beigetragen. Die mediale Berichterstattung erschöpft sich im Schönreden, was Bundesrat und BAG veranlassen, sowie im Kritisieren anderer Länder.
Beispiele von dümmlichem China-Bashing gibt es genug: „Die Chinesen sind schuld!“ Wer so etwas behauptet, versteht nichts von Biologie und Leben überhaupt. „Alle Pandemien kommen aus China“: Die Spanische Grippe war in Tat und Wahrheit eine amerikanische Grippe, HIV kam aus Afrika, Ebola kam aus Afrika, die Schweinegrippe aus Mexiko, die Cholera-Epidemie der 60er-Jahre mit Millionen von Toten aus Indonesien und MERS aus dem Nahen Osten mit Zentrum Saudi-Arabien.
Ja, SARS kam aus China. Aber die Chinesen haben im Gegensatz zu uns gelernt, wie „Foreign Affairs“ am 27. März 2020 schreibt: „Past Pandemics Exposed China’s Weakness. The Current One Highlights Its Strengths“.
Wenn konstant behauptet wird, die Zahlen, welche China zur COVID-19-Pandemie veröffentlicht, seien sowieso alle beschönigt, was heißt dann das? Heißt das, dass wir deshalb nichts unternehmen müssen? Oder heißt es nicht viel mehr, dass es sich – sind diese Zahlen wirklich beschönigt – um eine noch viel gefährlichere Pandemie handelt, für die wir in Europa Vorkehrungen treffen sollten? So viel zur Logik von sinnlosem, politischem Nach-Geplapper.
Mit konstanten Aussagen wie „die Chinesen lügen sowieso nur”, „Taiwan kann man nichts glauben”, „Singapur, eine Familien-Diktatur, lügt sowieso” kommt man dieser Pandemie nicht bei. Auch hier agiert die US-Zeitschrift „Foreign Affairs“ – bestimmt nicht per se China-freundlich – intelligenter, wie man am 24. März 2020 lesen kann: „The U.S. and China could cooperate to defeat the Pandemic. Instead, their antagonism makes matters worse”. Und am 21. März: „It takes a world to end a Pandemic. Scientific cooperation knows no boundaries – Fortunately”.
Ich kann die Kritik von Lukas Bärfuss nur begrüßen. Insbesondere seine Aussage:
„Warum die entsprechenden Fabriken nicht mehr in Biberist stehen. Sondern in Wuhan. Und ob dieses Allokationsproblem vielleicht nicht nur Zellulose betrifft, sondern auch Information, Bildung, Nahrung und Medikamente.“
Diese Aussage trifft ins Schwarze und demaskiert unsere Arroganz und Ignoranz.
Reicht es nicht, dass der Westen zu Beginn dieser Pandemie hochnäsig und mit einer gewissen Schadenfreude nach China geschaut hat? Muss jetzt die Unterstützung der westlichen Staaten durch China auch noch bösartig diffamiert werden? China hat bis heute 3.86 Milliarden Masken, 38 Millionen Schutzanzüge, 2.4 Millionen Infrarot-Temperatur-Messgeräte und 16.000 Beatmungsgeräte geliefert.
Nicht Chinas angeblicher Weltmachtsanspruch, sondern das Versagen der westlichen Länder hat dazu geführt, dass der Westen buchstäblich am medizinischen Tropf Chinas hängt.
6. Woher stammt dieses Virus?
Auf unserem Globus gibt es ungefähr 6400 Säugetier-Arten. Fledermäuse (bats) und Flughunde machen 20% der Säugetier-Population aus. Es gibt 1000 verschiedene Arten von Fledermäusen und Flughunden. Es sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können, was ihren großen Bewegungsradius erklärt.
Fledermäuse und Flughunde beherbergen eine Unzahl von Viren. Wahrscheinlich sind Fledermäuse und Flughunde in der Entwicklungsgeschichte die Eintrittspforte von Viren in den Stammbaum der Säugetiere gewesen.
Es gibt zahlreiche gefährliche Viren, welche von den „Bats“ auf den Menschen übergesprungen sind und für viele Krankheiten verantwortlich sind: Masern, Mumps, Tollwut, Marburg-Fieber, Ebola und andere, seltenere, nicht weniger gefährliche Krankheiten. Auch bei anderen Säugetieren haben von „Bats“-stammende Viren immer wieder zu Massensterben in der Schweine-, Hühner- oder Vogelzucht geführt. Dies sind entwicklungsgeschichtlich Jahr-Millionen alte biologische Vorgänge. Auch in der DNA gesunder Menschen finden sich Reste von viraler Gensequenzen, die über die Jahrtausende „eingebaut“ worden sind.
SARS und MERS haben die Forschung an Corona-Viren intensiviert, gerade weil man mit einer baldigen, neuen Corona-Viren-Epidemie, respektive Pandemie gerechnet hat. 22 der 38 bekannten und noch lange nicht definitiv klassifizierten Corona-Viren wurden von chinesischen Forschern in extenso studiert, siehe u.a. Peng Zhous Publikation zur Epidemiologie der „bat coronaviruses in China“ sowie die anderen, oben erwähnten Publikationen Amerikanischer Autoren. Peng Zhou hat im März 2019 eine baldige, neue Corona-Epidemie vorausgesagt und zwar aus folgenden Gründen:
- Hohe Biodiversität in China;
- Hohe Anzahl an „Bats“ in China;
- Hohe Bevölkerungsdichte in China = nahes Zusammenleben zwischen Tier und Mensch;
- Hohe genetische Variabilität der „Bats“, d.h. eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich das Genom einzelner Coronavirus-Typen spontan im Rahmen zufälliger Mutationen verändern kann;
- Hohe aktive genetische Rekombination von Corona-Viren, heißt: Corona-Viren verschiedener Typen tauschen untereinander Genom-Sequenzen aus, die sie dann für den Menschen aggressiver machen können;
Die Tatsache, dass viele dieser Viren – Corona-Viren, aber auch Ebola- oder Marburg-Viren – zusammen in diesen „Bats“ hausen und zufällig genetisches Material austauschen können. Obwohl nicht bewiesen, hat Peng Zhou auch die Essgewohnheiten der Chinesen angesprochen, welche die Wahrscheinlichkeit einer Transmission dieser Viren von Tieren auf den Mensch erhöhen. Peng Zhou hat in seinem Artikel vom März 2019 vor einer Corona-Pandemie gewarnt. Und er schrieb, dass er nicht sagen könne, wann genau und wo diese Pandemie ausbrechen würde, aber dass China mit großer Wahrscheinlichkeit ein „hot-spot“ sein werde. So viel zur wissenschaftlichen Freiheit notabene. Peng Zhou und seine Gruppe aus Wuhan haben weitergeforscht und sie waren es, die bereits am 7. Januar das Genom von COVID-19 identifiziert und der ganzen Welt mitgeteilt hatten.
Es gibt vier Theorien, wie dieses Virus auf den Menschen übergesprungen ist:
- Das COVID-19-Virus ist von einer Fledermaus direkt auf den Menschen übertragen worden. Dasjenige Virus, welches in Frage kommt und genetisch zu 96% mit dem aktuellen COVID-19-Virus übereinstimmt, kann jedoch von seiner Struktur her nicht an das „Angiotensin-Converting-Enzyme“ (ACE) Typ 2 in der Lunge andocken. Das Virus benötigt aber dieses Enzym, um in die Lungenzellen (und in die Zellen des Herzens, der Niere und des Darmes) eindringen und diese zerstören zu können.
- Ein COVID-19-Virus sprang vom Pangolin, einem Malaysischen Säugetier mit Schuppen, welches illegal in China eingeführt worden sei, auf den Menschen und war zunächst nicht krankheitserregend. Im Rahmen konsekutiver Mensch-zu-Mensch-Transmissionen hat sich dieses Virus an die beim Menschen vorliegenden Rahmenbedingungen dank Mutation oder Adaptation angepasst und konnte schließlich an den ACE2-Rezeptor andocken und in die Zellen eindringen, womit die Pandemie „startete“.
- Es gibt einen Elternstamm dieser beiden COVID-19-Viren, der bis anhin leider unentdeckt blieb.
- Es handelt sich um ein synthetisches Labor-Virus, denn genau daran wurde geforscht und der biologische Mechanismus der Krankheitserregung ist ja im Detail schon 2016 beschrieben worden. Die angefragten Virologen verneinen natürlich diese Möglichkeit, können sie aber auch nicht ausschließen, nachzulesen im eben publizierten „Nature Medicine“: „The proximal origin of SARS-CoV-2“ von Kristian Andersen.
Das Besondere an diesen Tatsachen ist, dass Corona-Viren zusammen mit dem Ebola-Virus auf ein und demselben „Bat“ leben können, ohne dass die Fledermaus erkrankt. Einerseits ist dies wissenschaftlich interessant, weil vielleicht Immunmechanismen gefunden werden können, die erklären, wieso diese Fledermäuse nicht erkranken. Diese Immunmechanismen gegenüber Corona-Viren und dem Ebola-Virus könnten Erkenntnisse liefern, die für den Homo sapiens von Bedeutung ist. Andererseits sind diese Tatsachen beunruhigend, weil man sich vorstellen kann, dass sich aufgrund der hohen, aktiven, genetischen Rekombination ein Supervirus bilden kann, welches eine längere Inkubationsdauer als das aktuelle COVID-19-Virus, aber die Letalität des Ebola-Virus aufweist.
SARS wies eine 10%ige Mortalität auf, die Mortalität von MERS betrug 36%. Es war nicht das Verdienst des Homo sapiens, dass SARS und MERS sich nicht so schnell ausgebreitet haben, wie jetzt COVID-19. Das war einfach nur Glück. Die Behauptung, dass ein Virus, welches eine hohe Mortalität habe, sich nicht ausbreiten könne, weil es ja viel zu schnell seinen Wirt umbringe, war zu den Zeiten richtig, als eine „infizierte“ Kamelkarawane von X’ian Richtung Seidenstraße losgezogen ist und wegen der hohen Mortalität in der nächsten Karawanserei gar nicht mehr ankam. Heute geht das Ruckzuck. Heute sind alle massivst vernetzt. Ein Virus, das in drei Tagen tötet, geht trotzdem um die Welt. Alle kennen Peking und Shanghai. Ich kenne Wuhan seit 20 Jahren. Keiner meiner Kollegen und Bekannten hat je etwas von Wuhan gehört. Aber hat man gesehen, wie viele Ausländer es in Wuhan – in einer Stadt, die „niemand“ kennt – gab und wie sie blitzschnell in alle Weltregionen verteilt wurden? Das ist die heutige Situation.
7. Was wissen wir? Was wissen wir nicht?
Wir wissen,
dass es sich um ein aggressives Virus handelt;
- dass die mittlere Inkubationszeit fünf Tage dauert; die maximale Inkubationszeit ist noch nicht klar;
- dass asymptomatische COVID-19 Träger andere Personen anstecken können und dass dieses Virus „extrem ansteckend“ und „extrem resistent“ (A. Lanzavecchia) ist;
- wir kennen die Risiko-Populationen;
- dass es in den letzten 17 Jahren nicht gelungen ist, weder eine Impfung noch einen monoklonalen Antikörper gegen Corona-Viren zu entwickeln;
- dass es überhaupt noch nie gelungen ist, eine Impfung gegen welches Corona-Virus auch immer zu entwickeln;
- dass auch die so genannte „Grippe-Impfung“ entgegen der gängigen Werbung nur einen minimalen Effekt ausweist.
Was wir nicht wissen:
- ob nach durchgemachter Infektion eine Immunität vorliegt, oder nicht. Gewisse Daten weisen darauf hin, dass der Mensch ab dem 15. Tag Immunglobuline der G-Klasse entwickeln kann, welche eine erneute Infektion mit demselben Virus verhindern sollten. Aber es ist noch nicht definitiv bewiesen;
- wie lange eine allfällige Immunität schützen könnte;
- ob dieses COVID-19-Virus stabil bleibt, oder ob sich im Herbst analog der üblichen Grippe-Welle erneut ein leicht verändertes COVID-19 über die ganze Welt verbreitet, gegen welches keinerlei Immunität vorliegt;
- ob uns die höheren Temperaturen des Sommers helfen, weil die Hülle des COVID-19 bei höheren Temperaturen instabil ist. Hier muss erwähnt werden, dass das MERS-Virus sich im Nahen Osten in den Monaten Mai bis Juli verbreitet hatte, als die Temperaturen höher waren, als sie bei uns je sind;
- wie lange es dauert, bis eine Population so durchseucht ist, dass der R-Wert <1 ist:
Wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Million Zürcher testet, sollen aktuell angeblich 12% bis 18% COVID-19 positiv sein. Um der Pandemie ihren Pandemie-Charakter zu nehmen, müsse der R-Wert <1 sein, d.h. circa 66% der Bevölkerung müssen mit dem Virus Kontakt gehabt und Immunität entwickelt haben. Niemand weiß, wie lange, wie viele Monate es dauern wird, bis die Durchseuchung, die aktuell 12% bis 18% betragen soll, 66% erreicht hat! Aber man kann davon ausgehen, dass die Weiterverbreitung des Virus von 12% bis 18% auf 66% der Bevölkerung weiterhin schwerkranke Patienten generieren wird. - wir wissen also nicht, wie lange wir mit diesem Virus zu tun haben werden. Zwei Berichte, welche der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein sollten (U.S.- Government COVID Response Plan sowie ein Bericht des Imperial College London) kommen unabhängig voneinander auf eine „Lock-down“-Phase von bis zu 18 Monaten;
- und wir wissen nicht, ob uns dieses Virus epidemisch/pandemisch oder vielleicht sogar endemisch beschäftigen wird;
- wir haben nach wie vor keine anerkannte und breit anwendbare, definierte Therapie; eine solche haben wir auch bei der Influenza nie präsentieren können. Vielleicht sollten Behörden und Medien einmal die Fakten auf den Tisch legen, statt alle zwei Tage Meldungen von einer scheinbar erfolgreichen Impfung, die nicht mehr weit weg ist, zu präsentieren.
8. Was können wir aktuell tun?
Die Frage nach den besten Lösungsansätzen kann ich auch nicht beantworten. Ob die Schweiz die Pandemie überhaupt noch eindämmen kann, oder ob die Durchseuchung der Bevölkerung unbeeinflusst weiterläuft, weil man initial alle Maßnahmen verschlafen hat, ist möglich.
Wenn dem so ist, kann man nur hoffen, dass wir diese „Politik“ nicht mit zu vielen Toten und Schwerkranken bezahlen. Und dass nicht zu viele Patienten an den Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion leiden, wie z.B. einer „dank“ COVID-19 neu erworbenen Lungenfibrose, einem gestörten Glucose-Metabolismus sowie neu auftretenden kardiovaskulären Erkrankungen. Die langfristigen Konsequenzen einer durchgemachten SARS-Infektion sind bis 12 Jahre nach angeblicher Heilung dokumentiert. Hoffen wir, dass sich COVID-19 anders verhalten wird.
Die Aufhebung des „Lock-down“ respektive die Rückkehr zu dem, was wir als normal empfinden, ist sicherlich der Wunsch eines jeden. Welche Schritte bei der Rückkehr zur Normalisierung mit nachteiligen Folgen verbunden sein werden – d.h. mit einem Wieder-Aufflammen der Infektionsrate – kann niemand voraussagen. Jeder Schritt Richtung Lockerung ist im Grunde genommen ein Schritt ins Unbekannte.
Wir können nur sagen, was nicht machbar ist: Eine aktive Durchseuchung der Nicht-Risiko-Gruppen mit dem COVID-19-Virus ist mit Sicherheit ein absolutes Hirngespinst. Es kann nur Leuten in den Sinn kommen, die keine Ahnung von Biologie, Medizin und Ethik haben:
- kommt es mit Sicherheit nicht in Frage, Millionen von gesunden Mitbürgern absichtlich mit einem aggressiven Virus zu infizieren, von welchem wir eigentlich überhaupt nichts wissen, weder das Ausmaß der akuten Schädigung noch die Langzeitfolgen;
- Je größer die Anzahl Viren pro Population, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Mutation, welche das Virus noch aggressiver machen könnte. Also sollten wir sicher nicht aktiv mithelfen, die Anzahl Viren pro Population zu erhöhen.
- Je mehr Leute mit COVID-19 infiziert sind, desto wahrscheinlicher wird es, dass sich dieses Virus noch „besser“ an den Menschen adaptiert und noch desaströser wird. Es wird ja angenommen, dass das bereits einmal passiert ist.
- Bei staatlichen Reserven von angeblich 750 Milliarden, ist es ethisch und moralisch verwerflich, aus bloßen wirtschaftlichen Überlegungen Millionen von gesunden Personen zu infizieren.
- Die gewollte Infizierung gesunder Leute mit diesem aggressiven Virus würde eines der fundamentalen Prinzipien der gesamten Medizingeschichte aus reinen, kurzfristigen ökonomischen „Bedenken“ akut aushebeln: Das Prinzip des „Primum nil nocere“ [„Erstens nicht schaden“, ein hippokratischer und damit übrigens westlicher Grundsatz – Anm. Mende]. Ich würde mich als Mediziner weigern, an einer derartigen Impfaktion überhaupt teilzunehmen.
Die Bestimmung der COVID-19 IgM- und IgG-Antikörper-Konzentration im Blut geht scheinbar mit der Neutralisierung des COVID-19-Virus einher. Die quantitative und qualitative Diagnostik dieser Antikörper wurde bis jetzt nur in einer kleinen klinischen Studie mit 23 Patienten untersucht. Ob die Massenbestimmung der Antikörper im Blut einen kontrollierten „Lock-down“ sicherer machen, indem sich vorerst nur nicht mehr ansteckende und nicht mehr ansteckbare Personen frei bewegen können, kann derzeit nicht beantwortet werden. Ebenso unklar ist, wann diese Methode klinisch valide und breit anwendbar sein wird.
9. Zukunft
Diese Pandemie wirft viele politische Fragen auf. „Foreign Affairs“ mit Donald Trump und Anthony Fauci auf dem Cover schreibt am 28. März 2020 dazu: „Plagues tell us who we are. The real lessons of the Pandemic will be political“.
Diese politischen Fragen werden nationaler und internationaler Art sein.
Die ersten Fragen werden ganz bestimmt unser Gesundheitswesen betreffen. Mit einem 85-Milliarden-Budget hat es die Schweiz – was die Anzahl Corona-Patienten pro 1 Million Einwohner betrifft – weltweit auf Rang 2 geschafft. Gratuliere! Was für eine Schande! Grundlegendes und billiges Material fehlt in der Schweiz nach 14 Tagen. Das kommt davon, wenn selbsternannte „Gesundheitspolitiker“, „Gesundheits-Ökonomen“ und IT-Experten Milliarden in Projekte wie e-Health, elektronische Gesundheitskarte, überteuerte Klinik-Informationssysteme (man frage einmal das Kantonsspital Luzern!), tonnenweise Computer und „Big Data“ investieren und so vollkommen zweckentfremdet Milliarden aus dem Gesundheitswesen abziehen. Und Ärzteschaft und FMH sind buchstäblich zu blöd, endlich einmal dagegen aufzustehen. Sie lassen sich lieber jede Woche als Abzocker und Kriminelle titulieren. Die Schweiz muss endlich untersuchen, wie viel von 1 Million Kassengelder noch für medizinische Leistungen aufgewendet werden, welche direkt dem Patienten zugutekommen und wie viel Geld zweckentfremdet in Branchen-fremde Lobby-Vereinigungen fließt, die sich schamlos am 85-Milliarden-Kuchen bereichern, ohne je einen Patienten gesehen zu haben. Und natürlich braucht es endlich eine adäquate Qualitätskontrolle medizinischer Leistungen. Auf die weiteren Maßnahmen im Rahmen der Reorganisation des schweizerischen Gesundheitswesens möchte ich hier nicht eingehen.
Die internationalen Fragen betreffen vor allem unser Verhältnis zu China und den asiatischen Ländern überhaupt. Kritische Stellungnahmen: Ja. Aber konstantes, dümmliches „Bashing“ anderer Nationen kann kein Rezept dafür sein, globale Probleme gemeinsam anzugehen – von „Lösen“ möchte ich gar nicht sprechen. Anstatt sinnlose Propaganda nachzuplappern, sollte man sich vielleicht einmal mit Autoren auseinandersetzen, die tatsächlich ausgewogen auf hohem Niveau etwas zu sagen haben, so zum Beispiel:
- Pankaj Mishra: Aus den Ruinen des Empires
- Kishore Mahbubani: The Asean Miracle. A Catalyst for Peace
- Has the West lost it?
- Can Asians think?
- Lee Kuan Yew: One man’s view of the world
- David Engels: Auf dem Weg ins Imperium
- Noam Chomsky: Wer beherrscht die Welt
- Bruno Macàes: The Dawn of Eurasia
- Joseph Stiglitz: Reich und Arm
- Stephan Lessenich: Neben uns die Sintflut
- Parag Khanna: Unsere asiatische Zukunft
- [Ergänzend: Stefan Baron & Guangyan Yin-Baron: Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht
- Gunnar Heinsohn: Wettkampf um die Klugen – Kompetenz, Bildung und die Wohlfahrt der Nationen – Anm. Mende]
Lesen heißt noch lange nicht, allen diesen Autoren in allem Recht zu geben. Aber es wäre für den Westen – inklusive die Schweiz – von großem Wert, Besserwisserei, Ignoranz und Arroganz hier und dort durch Fakten, Verständnis und Kooperation zu ersetzen. Die Alternative besteht ja nur darin, zu versuchen, unsere vermeintlichen Konkurrenten früher oder später in einem Krieg zu eliminieren. Was man von dieser „Lösung“ halten soll, kann jeder selber entscheiden.
In diesem Sinne kann man nur darauf hoffen, dass sich die Menschheit eines Besseren besinnt. Träumen ist immer erlaubt.
Die Herausforderungen sind global. Und die nächste Pandemie steht vor der Tür. Und diese wird vielleicht durch ein Super-Virus verursacht werden und ein Ausmaß annehmen, das wir uns lieber nicht vorstellen möchten.
Leeven Jott, lieber multipler Gastprofessor, die längste Schnappatmung, der ich jemals beiwohnen durfte… Keine Angst vor Sauerstoffmangel? Wenn man Ihre bewunderungswürdig ausdauernde akademische Darlegung verdientermassen in Steintafeln meisseln würde, zur Aufstellung auf dem Olymp, dann würden ja vielleicht sogar die weltweiten Stein-Vorräte zur Neige gehen… Lassen wir es insofern also doch besser beim Blog…
„Ob wegen COVID-19 nun 0.9% oder 1.2% oder 2.3% versterben ist sekundär und bloß Futter für Statistiker. Relevant ist die absolute Anzahl an Toten, die diese Pandemie verursacht. Sind 5000 Tote weniger schlimm, wenn sie 0.9% aller COVID-19-Träger darstellen? Oder sind 5000 Tote schlimmer, wenn sie 2.3% aller COVID-19-Träger darstellen?“
Naja, erinnert mich das an das alte „Jeder Tote ist ein Toter zuviel“-Trallala? In Deutschland gibt es JEDEN TAG 2’500 TOTE, auf der Welt 150’000 TOTE. Das heisst seit Beginn der Corona-Pandemie ca. 30 MILLIONEN TOTE. Tja, vielleicht sollte man sich erstmal konzentriert um DIESE kümmern, und erst wenn man da erfolgreich war, dann auch um die Corona-Toten…
„Angeblich beträgt das durchschnittliche Alter der verstorbenen Patienten 83 Jahre, was von vielen – von zu vielen in unserer Gesellschaft – wohl als vernachlässigbar abgetan wird.“
Hmmm… Wenn ich es mir so richtig überlege, dann könnte ja hinter den täglichen 150’000 Toten und dem durchschnittlichen Versterbensalter von 83 Jahren vielleicht doch eine gemeinsame Verschwörung stecken…
Hmmm… Und jetzt hätte ich sogar auch eine Idee, wer dahinter stehen könnte… Und zwar der Liebe Gott, der eben offensichtlich garnicht so lieb ist und sich hinterlistigerweise auch noch hinter dem Tarnkonzept „Evolution“ versteckt…
Aber was machen wir gegen den Kerl?
P.S.:
Ist WORDPRESS jetzt beim Ausfiltern unbotmässiger Kommentare beteiligt? Jedenfalls habe ich meinen Kommentar erst beim x-ten Versuch (möglicherweise/anscheinend) platziert bekommen… 😉
„Leeven Jott, lieber multipler Gastprofessor, die längste Schnappatmung, der ich jemals beiwohnen durfte… Keine Angst vor Sauerstoffmangel? Wenn man Ihre bewunderungswürdig ausdauernde akademische Darlegung verdientermassen in Steintafeln meisseln würde, zur Aufstellung auf dem Olymp, dann würden ja vielleicht sogar die weltweiten Stein-Vorräte zur Neige gehen…“
Auf jeden Fall, lieber Herr Kuebler, der sich hier leider so stark quälen muss ob dieser, äh, „Schnappatmung“, aber sie zum Glück trotzdem regelmäßig genießt. Danke für Ihre Treue.
„Lassen wir es insofern also doch besser beim Blog…“
Unbedingt. Ich richte mein Tun und Nicht-Tun nämlich schon immer nach den Ratschlägen anderer. 🙂
„Naja, erinnert mich das an das alte „Jeder Tote ist ein Toter zuviel“-Trallala? In Deutschland gibt es JEDEN TAG 2’500 TOTE, auf der Welt 150’000 TOTE. Das heisst seit Beginn der Corona-Pandemie ca. 30 MILLIONEN TOTE. Tja, vielleicht sollte man sich erstmal konzentriert um DIESE kümmern, und erst wenn man da erfolgreich war, dann auch um die Corona-Toten…“
Vollkommen richtig. Das sage ich diesen nervigen Aids-Infizierten auch schon immer.
„Ist WORDPRESS jetzt beim Ausfiltern unbotmässiger Kommentare beteiligt?“
Unbotmäßig? Darüber ließe sich streiten, haha. Nichts für ungut.
„Jedenfalls habe ich meinen Kommentar erst beim x-ten Versuch (möglicherweise/anscheinend) platziert bekommen…“
Zum etwa dritten Mal: Keine Ahnung, woran das liegt. An mir jedenfalls nicht.