Als ich vor rund elf Jahren im – für meinen späteren Beruf vollkommen sinn- und nutzlosen – „erziehungswissenschaftlichen Staatsexamen“ saß, bemerkte ich aus den Augenwinkeln immer wieder, wie die junge „Studierende“ links neben mir wie eine Wahnsinnige Bogen für Bogen vollschrieb. Sie wirkte dabei wie eine Mischung aus aufgescheuchtem Huhn und Berserker. Während ich mich mit einem Schokoriegel für einen Augenblick zurücklehnte und überlegte, ob ich es wagen sollte, Nietzsches gegenteilige Thesen zur hiesigen Professorenschaft mit einfließen zu lassen, wonach das Bildungswesen respektive die Kulturinhalte durch öffentliche „Erziehungsanstalten“ sukzessive zerstört würden, nachdem die Vermittelmäßigung das oberste Ziel „moderner“ Bildung in der Zwangsschule sei, entschied ich mich letztlich für eine abgeschwächte Variante, nachdem mir, wie ich mich erinnerte, nietzscheanisch konnotierte Denkanstöße bereits im Religionsunterricht – in praktisch-zielorientierter Hinsicht – nicht unbedingt guttaten.
Nach dem vierstündigen Examen kam ich insgesamt auf neun Seiten. Meine Neugierde zwang mich förmlich dazu, besagte Studentin zu fragen, ob bei ihr alles in Ordnung gewesen sei, zumal sie permanent so wirkte, als habe sie etwas ganz Wichtiges vergessen und müsse dies möglichst rasch ergänzen. Wie sich herausstellte, kam sie während derselben vier Stunden auf unglaubliche 21 Seiten und auf meine Frage, was um Himmels willen sie denn alles loswerden musste, entgegnete sie mit einem sympathischen und gleichzeitig erleichterten Lachen: „Alles.“
Nicht ganz so prickelnd war hingegen der Umstand, dass sie auf meine Fragen, wie sie „das“ bei Aufgabe X und Y sah, stets in der Rolle einer Quasi-Handpuppe staubtrockener und nicht selten realitätsferner Theoretiker-Pädagogen (für mich nach wie vor ein Widerspruch in sich) antwortete, die mir zu jenem Zeitpunkt zwangsweise natürlich auch geläufig sein mussten: „Naja, bei XY steht ja, dass… und XY schreibt ja auch, dass… und laut XY soll ja…“
In diesem Moment wurde mir klar, wie die 21 Seiten zustande kamen. Es handelte sich um detailgetreue Exposés auswendiggelernter Bücher. Inwiefern das im späteren Beruf als Lehrer einen konkreten Nutzen haben soll, bleibt nach wie vor ein Geheimnis staatlicher Bildungseinrichtungen und deren Apologeten. Traurig genug, dass Verantwortliche jedoch exakt solche „Leistungen“ – im Stile besagter Studentin – sehen wollen, um das Prädikat „sehr gut“ zu bescheinigen.
Freilich erstreckt sich solch „akademische“ Praxis nicht nur auf den Bereich der „Erziehungswissenschaften“, ebenso wenig nimmt sie bei immer ausufernderen Staatsinterventionen und -befugnissen ab, sondern, im Gegenteil, immer weiter zu; aus Gründen, die u.a. Ludwig von Mises bereits im Jahre 1929 in seinem Buch „Kritik des Interventionismus“ sorgfältig erörtert hatte.
Von daher ist es mittlerweile jedes Mal, nachdem mir Jugendliche anvertrauen, dass sie nach ihrem Schulabschluss anstelle der Universität eine Lehre zu einem bodenständigen Handwerksberuf anzustreben gedenken, so, dass ich mich ganz besonders ob dieser vergleichsweise rar gewordenen Bestrebung unter angehenden Schulabsolventen freue.
Das hängt, wie sich erahnen lässt, zunächst einmal damit zusammen, dass aus den Unis schrittweise wertloser Einheitsbrei wurde, an dessen Semesterende mittlerweile nicht nur Abertausende nutzloser Staatsexamina oder „Diplome“ – Verzeihung, „Bachelor-“ und „Masterabschlüsse“ – stehen, die trügerischerweise für einen elitären „Stachel des Wissens“ gehalten werden. Darüber hinaus hängt meine Freude, sofern sich Schüler gegen die Staats-Uni entscheiden, auch damit zusammen, dass letztere immer eindringlicher erkennen lassen, keine neutralen Bildungseinrichtungen zum Zwecke selbstständigen sowie kritischen Denkens zu verkörpern, sondern die propagandistisch-unterwanderten Systembrutkästen einer egalitarismusfetischistischen sowie staatshörigen Saat, die zuvor bereits in öffentlichen Kindergärten und Schulen gesät wurde. Die Symbiose aus diesen beiden traurigen Entwicklungen bringt dann junge Erwachsene hervor, für die im Folgenden einer meiner ehemaligen Weggefährten stellvertretend Pate steht: Ein junger Mann, etwa fünf Jahre jünger als ich, hatte mit 21 oder 22 sein Abitur in der Tasche und teilte mir mit, er wolle Studienfach XY in Angriff nehmen. Als ich ihm entgegnete, dass es sich dabei um schöngeistigen, in jedem Falle aber völlig nutzlosen, da auf dem Arbeitsmarkt nicht bis kaum nachgefragten Unsinn handle, erntete ich Schulterzucken. „Irgendwie regelt sich das schon“, lautet das die Reflexion sukzessive abtrainierte Gebot der Stunde. Übersetzung: Der Staat kümmert sich schon irgendwie darum.
Meine Mahnung, sich dann einst aber bitte nicht zu beschweren, mit rund 30 Jahren ohne Jobaussicht weiterhin von Papa oder alternativ dem „Steuer“-Zahler ausgehalten werden zu müssen, folgte naives Gelächter. Etwa 16 bis 18 Semester später stand besagter – mittlerweile nicht mehr ganz so junger – Mann schließlich mit (s)einem nutzlosen Uni-Diplom arbeitslos und ohne Perspektive vor den Toren des Arbeitsamtes. Frustriert. Wütend. Selbstredend aber ohne Selbstzweifel. Denn wer diese hege, so Michael Klonovsky, kenne „die Wonnen des Sich-Benachteiligtfühlens noch nicht.“ Heute ist mein Ex-Weggefährte bei der „Anti“fa und erbitterter „Social-Justice-Warrior“. Chapeau!
Die Frage lautet: Käme es auch zu jenen Missständen, für die, wie gesagt, das oben beschriebene, quasi-herbeigezüchtete „Anti“fa-Kanonenfutter nur exemplarisch steht, sofern die Uni nicht so gut wie „kostenfrei“ wäre?
„Bildung ist ein Menschenrecht und deshalb muss die Uni kostenfrei sein!“, ertönt in diesem Zusammenhang eine symptomatische Forderung in Medien, auf Straßen und Campussen und ist dabei entweder das Ergebnis grenzenlos anmutender Ignoranz oder exzessiver Indoktrination. Oder beidem. Die nur scheinbare vollständige „Kostenlosigkeit“ würde dabei einen ohnehin stattfindenden Prozess zusätzlich beschleunigen. (Freilich gibt es so etwas wie ein kostenloses Studium nicht – „There’s no such thing as a free lunch“ – denn im pervertierten Wohlfahrtsstaat westlicher Prägung muss qua Zwangsumverteilung immer irgendjemand für die Kosten aufkommen, doch klammern wir diesen Umstand für die weitere Betrachtung großzügigerweise einmal aus.)
Liebe angehende, junge Akademiker, lasst uns im Folgenden gemeinsam ein euren Aufschreien folgendes Szenario zeichnen:
Das Studieren wird oder bleibt (je nachdem, wo ihr euch befindet) rundum kostenlos.
Folge 1: So gut wie jeder will studieren.
Folge 2: So gut wie jeder kann studieren.
Folge 2.1: Wenn jeder studieren kann, werden Abschlüsse bedeutungslos.
Folge 2.2: Wenn jeder studieren kann, wird das Niveau schrittweise so weit heruntergefahren, dass auch die Dümmsten bedeutungslose Abschlüsse erhalten.
Folge 2.2.1: Es sinken allgemein nicht nur Anspruch und Niveau von Studieninhalten, sondern folgelogisch verändern sich Studieninhalte an sich und schrittweise – weg von (tendenziell hohe Durchschnitts-IQs erfordernden) rationalen, neutralen sowie wissenschaftlichen und damit letztendlich einen nützlichen Mehrwert (er)schaffenden Forschungsgebieten bzw. Resultaten, hin zu (durch tendenziell niedrigere Durchschnitts-IQs bedingten) irrationalen, ideologisierten sowie pseudowissenschaftlichen „Forschungsgebieten“ bzw. Resultaten. Diese manifestieren sich nach wie vor in ökonomischen Irrlehren in Form des Keynesianismus, gegenwärtig u.a. in „Gender Studies“ (empfehlenswerte Dokureihe diesbezüglich: Brainwash), „anthropogenem Klimawandel“, „politischer Korrektheit“ u.v.m.
Folge 2.2.2: Es verändert sich schrittweise die Diskussionskultur – weg vom kritisch-sachlichen Diskurs hin zu mehr und mehr Ad-Hominem und Ideologie, bis schließlich hin zu Zensur, Gesinnungsfaschismus, physischen Ausschreitungen bzw. offener Gewalt.
Folge 2.2.3: Der Wert eines Hochschulabschlusses verliert gemäß 2.1 an Bedeutung, und zwar so lange, bis er allgemeinhin negativ konnotiert sein wird.
Einst setzte ein Hochschulabschluss ein gewisses bis gehöriges Maß an Kombinations- und Abstraktionsvermögen, geistige Flexibilität etc., kurz Klugheit voraus und bewies ferner, dass derjenige vor dem Hintergrund anspruchsvoller Herausforderungen über Jahre hinweg selbstständig planen, hart und dauerhaft konzentriert arbeiten, eine Sache zu Ende bringen bzw. letztlich zu graduieren imstande ist, was wiederum künftigen Arbeitgebern signalisierte, um eine mit hoher Wahrscheinlichkeit großartige und wertschöpfende Person zu buhlen.
Nicht jeder ist aber nun mal geeignet für die Uni. So wie nicht jeder für Profifußball geeignet ist. Wird die Uni jedoch kostenfrei, passiert Folgendes, und ich meine dies nicht despektierlich: Personen, die nicht an die Uni gehören, sondern die in anderen und wohlgemerkt ebenso wertvollen und nach meinem Dafürhalten häufig sogar wesentlich notwendigeren Bereichen nicht nur (früher) erfolgreich wären und zudem wesentlich mehr Talente vorweisen, werden schwarmartig einfallen. Die Uni wird sich dadurch nach und nach in einen Übergang begeben, und zwar vom „Wow, Sie können sich in einer anspruchsvollen Disziplin behaupten“ zum „Wow, welcher Idiot verschwendet fünf Jahre seines Lebens, um sich mit Nonsens zu beschäftigen, der von anderen Idioten immer weiter verwässert und vereinfacht wurde, und merkt es nicht einmal?“ Oder anders ausgedrückt: Die Uni wird unter der sozialistischen „Alles für lau“-Agenda früher oder später als etwas betrachtet werden, das man besser vermieden statt angestrebt hätte. Wozu innerhalb eines idiotischen Umfelds einen trivialen Studienplan ohne Herausforderungen verfolgen, um anschließend arbeitslos auf der Straße zu sitzen, nachdem gefühlte 90% der ehemaligen Klassenkameraden ebenfalls irgendwas mit „Sozial“, BW„L“/VW„L“, Jura, Pädagogik, Germanistik etc. studierten?
Ich bin optimistisch und gehe davon aus, dass es wahrscheinlich selbst heute noch einen nicht unerheblichen Unterschied macht, ob entweder irgendeine Form von Geschwätzwissenschaft oder aber ein Ingenieursstudium angestrebt werden sollte, da die Chancen bei letzterem, täglich mit indoktrinierten „Social Justice Warriors“ aka politisch korrekten Gutmenschen konfrontiert zu werden, geringer ist.
Dennoch – und es ist nur ein Tipp: Sollte heutzutage auch nur die winzige Möglichkeit bestehen, dass ihr das, was ihr gerne tun möchtet, ohne Uni möglich ist, tut es! Zeit in einem trivialisierten Indoktrinationskasten ohne Essenz zu vergeuden, ist ein großer Fehler, zumal aus einer Referenz auch schnell eine Art schwarzer Fleck werden kann, geht es einst um die Beurteilung bzw. Einschätzung eurer Fähigkeiten. Die Vorstellung, ohne „Hochschulabschluss“ weniger ernst genommen zu werden, wird zunehmend obsolet.
Solltet ihr felsenfest davon überzeugt sein, bestimmte „Trainingseinheiten“ – vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich – nur in der Uni lernen zu können, geht hin. Sicherlich bedarf es zudem in diversen Bereichen noch eines staatlichen Wischs, um beruflich tätig werden zu dürfen, aber persönlichen Erfahrungen sowie fächerübergreifenden Beobachtungen zufolge wird diese Praxis sukzessive zurückgedrängt werden. Arbeitgeber werden aufgrund zunehmend belangloser Abschlüsse verstärkt darauf hinweisen, dass sie XY benötigen und euch anschließend fragen, ob ihr ihnen dies „liefern“ könnt. Falls dem so sein sollte, wunderbar. Falls nicht, Pech gehabt, der Nächste, bitte.
Hütet euch vor Studiengängen, denen weder empirische noch objektive noch wissenschaftliche Fundamente zugrunde liegen: Es handelt sich letztlich mit höchster Wahrscheinlichkeit um Indoktrination, die euch Zeit, Geld und nicht zuletzt Nerven rauben wird. Welchen Mehrwert hat ein „Geisteswissenschaftsabschluss“, der bereits während meiner Unizeit bestätigte, dass Studenten ganz fein auswendig Gelerntes widerkäuen, sich aber kaum einen selbstständig gedachten, logischen oder gar ethischen Schluss erschließen können? Auf dem Papier seid ihr dann meinetwegen „Human-Resource-Manager“, „Geisteswissenschaftler“, „Experte für Öffentlichkeitsarbeit“ oder „Politikwissenschaftler“ oder irgendeine Schattierung davon. Ok. Und nun?
Matt Damon alias „Good Will Hunting“ formuliert es sinngemäß treffend in einem meiner Lieblingsfilme, wonach es Unsinn sei, massig Geld in etwas zu stecken, das man – bei entsprechendem Willen – quasi kostenlos aus jeder Leihbücherei bekommen könne.
Das war 1997.
Heutzutage gesellt sich darüber hinaus im großen Stile das Internet mit schier unermesslichen Facetten hinzu: Lernkanäle, Online-Bibliotheken, Online-Vorlesungen, Tutorien usw. usf. Ihr könnt heutzutage in fünf qualitativ hochwertigen Podcasts mehr lernen als in vier bis fünf Jahren Uni.
Von daher: Hängt euch rein und eignet euch das Wissen an! Ihr braucht dazu bei entsprechender geistiger Kapazität nicht mehr zwingend an die Uni gehen. Ihr könnt durch intensives Eigenstudium wissender als eure Professoren und Lehrer werden. Benötigt ihr für euer Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl einen „Hochschulabschluss“, besitzt ihr weder das eine noch das andere.
10 Kommentare zu „Von der zunehmenden Wertlosigkeit moderner Hochschulabschlüsse oder: Pfeift auf die Uni!“