…nein. Nicht als Nahrungsmittel. So – Witz versaut, also zur Sache.
Da ich kürzlich irgendwo mal wieder eine obligatorische Panikmache bzgl. China las, stelle ich mir einmal mehr die Frage: Woher rührt eigentlich diese ständige Furcht vor dem zwar häufig medial breitgetretenen, aber etlichen Europäern dennoch so unbekannten „Reich der Mitte“? Ausgerechnet China. Freilich handelt es sich ebenfalls hinsichtlich des Landes des Lächelns um einen auf Zwang und Gewalt basierenden Staat, ja. Jeder Staat entstand und entsteht durch Aggression bzw. initiierende Gewalt. Aber immerhin wohnt dem chinesischen im Vergleich zu anderen Staaten keine Tradition inne, über seine Grenzen hinaus andere Staaten zu unterwerfen, auch wurde nie irgendein Land von China kolonialisiert oder „erobert“, sieht man einmal von Tibet und Korea ab.
Wie lange existiert China nunmehr doch gleich? Eben.
Freilich könnte man auch hinsichtlich Tibet ewig und drei Tage streiten, inwiefern es sich überhaupt um eine „destruktive Übernahme“ handelte, zumal die Sinisierung mitnichten ausschließlich Nachteile mit sich brachte. Zwar verlieren Tibet oder Xinjiang zunehmend an kultureller Hoheit, dafür zieht jedoch auch zunehmend die Moderne ein. So wurde in Tibet beispielsweise eine jahrhundertealte Mönchsdiktatur gebrochen, der Lebensstandard explodierte geradezu, Frauen erhielten plötzlich Rechte, das Bildungsniveau selbst der ärmsten Bevölkerungsschichten wächst stetig. (In der BRD/EU ist eine – wenn auch schleichende – gegenteilige Entwicklung zu beobachten.) Und am Rande bemerkt: „Völkerrechtstechnisch“ wurde im Petersburger Vertrag 1907 China die Oberhoheit über Tibet zugesprochen. Auch wenn ich persönlich die de facto existente, chinesische Aggression gegenüber Tibet missbillige, ändert dies nichts an dem oben beschriebenen Umstand, dass a) China in Anbetracht seiner jahrtausendealten Existenz keine imperialistische Tradition zugrunde liegt und b) die Lage nicht so „eindeutig“ ist, wie sie von überwiegend westlichen Propagandamedien gerne dargestellt wird.
Die selbsternannten, doch dabei so unsäglich ignoranten China-„Experten“ sind mir ein Gräuel. Permanent wird so getan, als würden die – natürlich von früh bis spät nur Hunde fressenden und im Smog lebenden – Chinesen die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Denn wie wir mittlerweile schließlich alle wissen, ist die lange Geschichte dieser jahrtausendealten Kultur ja nur so übersät von „aggressiver“, außenpolitischer (!) Expansion – ganz im Gegensatz zur überaus „friedfertigen“ Geschichte diverser anderer Staaten, deren Staatsoberhäupter und Einwohner mitunter zu den entschiedensten Moralisten und Bashern bezüglich Chinas gehören.
Die Festlandchinesen haben inzwischen begriffen, dass sozialistische Planwirtschaft nur Armut und Elend produziert. Darum haben sie ihren Landsleuten in Taiwan und Hongkong über die Schulter geschaut und begriffen, wie Laissez-faire funktioniert. Denn nur ohne staatliche Eingriffe in die Wirtschaft prosperiert diese und sorgt für Wohlstand. Gleiches in Chile, oder warum ist Chile das reichste Land in Lateinamerika, während sozialistische Staaten wie Kuba, Venezuela und Nicaragua ganz unten sind und sich in ungenießbare Müllhalden verwandeln? Zum Thema Griechenland: Welche Partei hatte Griechenland jahrzehntelang regiert? War es nicht die sozialistische PASOK-Partei und der Papandreou-Clan? Vom Vater zum Sohn und zum Enkel usw. So gut wie alles wurde verstaatlicht, den öffentlichen Sektor hatte man zu einem bürokratischen Monstrum aufgebaut und quasi jeden verbeamtet.
Tja, wer über seine Verhältnisse lebt, bekommt irgendwann mal die Quittung zu spüren.
Wenn Sie gerne dafür bezahlen möchten, tun Sie es, aber ich möchte nicht für die Schulden anderer aufkommen. Zum Thema Krankenversicherungspflicht: Hongkong (ebenso wie der Rest Chinas) beispielsweise hat bis heute weder eine Krankenversicherungs- noch eine Rentenversicherungspflicht. Alles ist freiwillig, wobei Hongkong einen Lebensstandard wie Japan genießt. Wer staatliche Kranken-, Renten-, oder Arbeitslosenversicherungen gut findet, der möge dort abschließen. Nur ich möchte gerne frei sein und selbst entscheiden, wo, gegen was, in welcher Höhe und bei wem ich mich versichere. Da muss ich mir von niemandem Vorschriften machen lassen und schon gar nicht vom Staat.
Verweilen wir noch eine Weile in Hongkong.
Die individuelle Freiheit dort ist nochmal um einiges größer als im Rest Chinas, wofür v.a. die ach so bösen, britischen Kolonialherren sorgten. So gut wie keine Abgaben, fast alle Menschen sprechen Englisch und man lässt sich aus Peking nicht wirklich in interne Belange hineinpfuschen (Gut, das hängt auch damit zusammen, dass es vertraglich 1997 für mindestens 50 Jahre so festgehalten wurde, als die Briten abzogen.) Das Nächste ist die chinesische Mentalität, die mir – mit einigen Abstrichen – sehr zusagt: Freundlich, hilfsbereit, stets gut gelaunt, witzig und sich um die eigenen Angelegenheiten kümmernd. Mein chinesischer Freundeskreis ist sehr intelligent und belesen, seinerseits selbst schon jahrelang im Ausland gewesen, kennt Literatur von Ludwig von Mises über Ayn Rand bis Murray N. Rothbard etc. Diesen Köpfen braucht man nicht mehr mit irgendwelchem hinterwäldlerischen Kommunismus-Gedöns daherzukommen – ganz anders in Deutschland, wo sozialistische Totengräberstrategien wohl bis in alle Ewigkeit rauf und runter diskutiert und schließlich wieder und wieder mittels Gewaltmonopol flächendeckend in Haushalte gepeitscht werden.
Allgemein merkt man im Alltag sehr deutlich, dass Chinesen einen überdurchschnittlichen IQ haben, auch wenn es an Kreativität (noch) mangelt. Ja, der Staatsapparat ist repressiv, korrupt und, wie überall, ein Klotz am Bein der selbstbestimmten Freiheit, aber wenigstens wird mit offenen Karten gespielt. Man weiß hierzulande ganz genau, was einem blüht, wenn gegen x oder y verstoßen wird. Immerhin in wirtschaftlichen Belangen hält sich die Regierung weitestgehend zurück, anders ist die gigantische Wirtschaftsleistung dieses Kolosses auch nicht zu erklären. Darüber hinaus stellt sich das hiesige Gewaltmonopol aber auch rigoros vor die eigenen Leute: Gewalt gegen Chinesen oder chinesische „Heiligtümer“ wird nicht geduldet und mit drakonischen Strafen geahndet. Dass hier jemand beispielsweise in die Verbotene Stadt uriniert (wie an den Kölner Dom) oder meint, öffentlich Stress machen zu müssen, ist vollkommen undenkbar. Diejenigen, die das dennoch tun, werden, je nach Schweregrad, entweder des Landes verwiesen (ohne Wenn und Aber!) oder hingerichtet (z.B. muslimische Extremisten, die meinten – ausgerechnet! – ein Attentat vor dem Eingang der Verbotenen Stadt verüben zu müssen).
Der seit über 40 Jahren in Fernostasien lebende Thomas Bovet bringt es auf den Punkt, wenn er konstatiert:
„Nach einem Index der ‚Heritage Foundation‘ und ‚The Wallstreet Journal‘ besitzt Hongkong weltweit die größte wirtschaftliche Freiheit. Milton Friedman hat das Gebiet als das größte Experiment des Laissez-faire-Kapitalismus bezeichnet, dabei ist das ‚Experiment‘ schon lange das erfolgreichste Wirtschaftsmodell. Ich denke, der Unterschied zu Deutschland ist der: In Deutschland besteht eine gewisse kapitalistische (Rest-)Struktur innerhalb der Demokratie. In Hongkong bestehen gewisse demokratische Strukturen innerhalb des Kapitalismus. Den Tüchtigen und Einfallsreichen mit unternehmerischem Talent sind bis heute kaum Grenzen gesetzt.
Verdienste sind abgabenfrei, es gibt keine Wehrpflicht, Krankenversicherungspflicht oder sonstige, sozialen Zwangsdienste. Erdgeschosswohnungen fungieren gleichzeitig als Ladengeschäfte. Deng Xiaoping bezeichnete das damals neue Arrangement als ‚One country, two systems‘-Konzept. Die effiziente Bürokratie [ja, sowas geht tatsächlich] arbeitet unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen und es gibt kaum eine Behörde, welche nicht mindestens kostendeckend tätig ist. Ein großer Teil der Bevölkerung hat noch nie Steuern gezahlt, die Oberschicht wird maximal mit 17% taxiert, Aktiengesellschaften mit 16,5%. Die persönliche maximale Besteuerung von 17% lässt sich noch durch das Registrieren einer einfachen Privatfirma reduzieren. Im Haushaltsjahr 2010/2011 beispielsweise besaß die Hongkong Special Administrative Region (SAR) einen Überschuss von mehr als neun Milliarden Dollar, mit ähnlichen Projektionen wie 2011/12; die Gesamtreserven beliefen sich auf circa 130 Milliarden. Diese gigantischen Haushaltsüberschüsse wurden für die Administration schließlich dermaßen peinlich, und die Hongkonger verlangten von ihrer Staatskasse davon wieder etwas zurück (was auch geschah). Die Regierung hatte schon zu viel Geld der Leute eingesammelt.
Schon im Jahr 2008 wurde seitens der Regierung beschlossen, die Bevölkerung in der sich ausweitenden globalen Finanzkrise vor einer Inflation zu schützen und bezahlte bis 2009 die Stromrechnungen für jeden Haushalt. Danach übernahm die SAR bis zum Juni 2012 noch ca. 15 Euro monatlich pro Haushalt und die Grundsteuerforderungen wurden für zwei Jahre suspendiert. Aber der finanzielle Überfluss hielt sich hartnäckig! So gab es 2011 Steuerermäßigungen bis zu 75%. Zu guter Letzt, um den lästigen Geldmenden endgültig den Garaus zu machen, bekam jeder Einwohner, der einen der begehrten ID-Cards besaß (zu der übrigens jeder Einwanderer nach sieben Jahren berechtigt ist, unabhängig von der Nationalität), umgerechnet 600 Euro auf das persönliche Konto überwiesen. Dies sind alles gute Gründe für die Einwilligung der chinesischen Zentralregierung, nicht in die erfolgreichen Bedingungen der Hongkonger SAR einzugreifen und die Bevölkerung zu verunsichern.“
So. Und jetzt vergleiche man dies alles einfach einmal mit den Zuständen und gegenwärtigen Entwicklungen in Deutschland:
Die Inflation war im Juni 2016 beinahe fünf- bis sechsmal so hoch wie 1997, Deutschland besitzt laut offiziellen EZB-Quellen und entgegen politischer Dauerpropaganda neben der niedrigsten Geburtenrate der Welt auch die durchschnittlich niedrigsten Netto-Vermögen innerhalb der Zwangs-EU(dSSR), immer neue und sich weiter erhöhende Zwangsabgaben, eine zunehmend schärfere und willkürliche Internetzensur, einen krebsartig metastasierenden, unüberschaubaren und dennoch stetig immer noch weiter und weiter anwachsenden Bürokratendschungel und, und, und.
Und dann kommen in beständiger Regelmäßigkeit die „China-Experten“ aus ihren Provinz-, Studenten- oder Mainstream-Presselöchern gekrochen und wollen mir die Story vom Wildpferd erzählen.
Da helfen nur Nerven wie Drahtseile oder einfach: Laissez parler.
6 Kommentare zu „In China lieben sie Hunde…“