Ein Zwischenruf, basierend auf den Gedanken Roland Baaders: Gemeinwohl-Sozialismus

Haben Sie schon einmal einen „überzeugten“, (politisch) „Linken“ auf der Straße oder in der Kneipe gefragt, was „links“ denn eigentlich bedeute? Ich gönne mir die in der Regel folgenden „Ich-stolpere-mich-irgendwie-da-durch“-Antworten, die letztlich nichts anderes zeigen, dass diejenigen im Grunde keinen blassen Schimmer haben. Sie wissen (für sich) lediglich, dass es irgendwie „cool“ und „anti“ ist und – das ist ganz wichtig – das genaue Gegenteil von „rechts“ (von letzteren „Rechten“ kommen nach meinen Erfahrungen zwar häufiger Antworten, welche ob ihrer ebenso ignoranten und dümmlichen Inhalte die Sache jedoch natürlich nicht besser machen). Doch leider, leider müssen sie immer wieder enttäuscht werden, zumal „links“ weder „cool“ (es sei denn, man empfindet staatlich legitimierten Raub und Zwang „cool“) noch „anti“ noch das genaue Gegenteil von „rechts“ ist. Im Gegenteil. Roland Baader hatte immer wieder auf dieses „Phänomen“ hingewiesen, weswegen sich dieser Zwischenruf mit eben diesem näher befassen soll.

In den Schemata aller möglichen Formen von Kollektivgesinnung tauchen immer wieder Begriffe wie „Gemeinschaft“ und „Gemeinwohl“ auf. Baader war es stets ein Anliegen, deren kollektivistischen und verborgenen, totalitären Kern am Stichwort „Nationalsozialismus“ zu illustrieren: „Der Nationalsozialismus war (und ist, zumal er noch immer in einigen unwissenden Hirnen existiert) Sozialismus, Sozialismus, Sozialismus! Das kann man nicht oft genug wiederholen, um dem Täuschungsmanöver entgegenzuwirken, welches besagt, der Sozialismus sei eine radikale Antipode zum Nationalsozialismus gewesen. Dass der sowjetische Sozialismus und der deutsche Nationalsozialismus scharfe Gegner waren, kann niemand bestreiten, aber es war eine Feindschaft unter Brüdern desselben Blutes, es war die Feindschaft von Rivalen desselben Lagers um die Weltherrschaft – lediglich mit unterschiedlichen Primärfeindbildern, hier die Rasse, dort die Klasse.“

Die ideologischen und religionsähnlichen Strickmuster waren oder sind dabei überaus identisch: „Beide waren oder sind kollektivistisch, etatistisch, totalitär, eschatologisch, utopistisch, konstruktivistisch, antiindividualistisch, hyperrationalistisch, religionsfeindlich, antibürgerlich, antikapitalistisch und antiliberal. Was dem einen seine ‚nationale Volksgemeinschaft‘, das war dem anderen seine ‚internationale Brudergemeinschaft‘.“

Der moderne, angeblich „aufgeklärte“, „demokratische“ und mit „menschlichem Antlitz“ versehene Sozialismus, Sozialsozialismus, Sozialdemokratismus ist nicht – wie häufig angenommen –  etwas „völlig anderes“, sondern eine Soft-Variante, eine geschmeidige Okulation, welcher die Tendenz zugrundeliegt, ins alte Holz zurückzuwuchern. Diese Okulation stellt, wie Baader betont, nicht mehr die in Verruf geratene „Volksgemeinschaft“ und das „Volkswohl“ über das Wohl der individuellen Person, sondern das harmloser klingende „Gemeinwohl“. Baader: „In Wirklichkeit entsteht aber das, was man richtigerweise unter ‚Gemeinwohl‘ verstehen sollte, nicht durch hoheitlichen Befehl oder durch Parteiprogrammatik, sondern von ganz alleine, wenn ein jedes Individuum frei ist und sich in freiwilliger Eigenentscheidung und Selbstverantwortung in eine Gemeinschaft (genauer: in viele kleine Gemeinschaften) einbindet.“

Wenn es stimmen würde, was die Verteidiger der politischen Gemeinwohlparolen behaupten, nämlich dass gemeinwohlfördernde Gemeinschaften und Gesinnungen nicht auf Basis der Freiwilligkeit entstünden, dann könnte sie auch kein noch so rigoroser bzw. brutaler äußerer Zwang herstellen, es sei denn, so Baader, man wollte die Insassen eines Gefängnisses als „Gemeinschaft“ bezeichnen – und deren eingeschränkte Möglichkeiten zu weiteren kriminellen Handlungen als ihr eigenes „Gemeinwohl“. Er kommt deshalb zu dem logischen Schluss: „Persönliche Freiheit, hohe Wertschätzung der individuellen Person und deren Unantastbarkeit sind deshalb nicht das Gegenteil von Gemeinschaft und Gemeinwohl, sondern deren Voraussetzung!“

Baader war es vor diesem Kontext auch stets wichtig, den Menschen die auf Friedrich August von Hayek zurückgehende und im Grunde alles aussagende Formel zu verdeutlichen, die da lautet: „Markt oder Befehl!“ In dem Moment, wo wir verstehen, dass eine freie Marktwirtschaft (die wir nicht haben) nicht nur bloß „ökonomische Freiheit“ bedeutet, sondern darüber hinaus Auswirkungen auf beinahe alle unsere Lebensbereiche hat, kommen wir dem Ziel eines auf Freiheit und Freiwilligkeit basierenden, eigenständigen und selbstbestimmten Lebens Schritt für Schritt näher. Doch zurück zum auf Befehl und Zwang beruhenden „Gemeinwohl“ der Sozialisten sämtlicher Couleur.

Klare Worte spricht diesbezüglich auch der Schweizer Freiheitsdenker Robert Nef. „Die Nationalsozialisten“, schreibt Nef, „haben seinerzeit unter dem Motto ‚Gemeinnutz geht vor Eigennutz‘ die Deutsche Volksgemeinschaft verabsolutiert. Heute wird diese diffuse Gemeinschaftsideologie auf Europa ausgeweitet, und man spricht nicht mehr von völkischer Gemeinschaft, aber von ‚Europäischer Wertegemeinschaft‘, und meint dabei auch den Wohlfahrtsstaat mit den ‚Menschenrechten‘, die primär als Teilhaberrechte am Sozialstaat begriffen werden und nicht [mehr] als Abwehrrechte gegen Regierungswillkür. Der Wohlfahrtsstaat ist mit seinem volksbezogenem Umverteilungsmodell und mit seiner kollektivistischen Sozial-, Wirtschafts- und Kulturpolitik ein sehr wichtiger gemeinsamer Nenner von Sozialismus und… Nationalsozialismus. Die beiden Modelle unterscheiden sich von der Struktur und von der Zielsetzung kaum. Im Zentrum steht das sogenannte Gemeinwohl, das Motto lautet auch hier ‚Gemeinnutz geht vor Eigennutz‘.“

Baader: „Unter diesem Motto fördert die allwissend auftretende Wohlfahrtsbürokratie alles, was ‚dem Volk‘ angeblich zuträglich ist und verbietet alles, was ‚dem Volk‘ oder dem ‚Gemeinwohl‘ abträglich zu sein scheint.“ Sehen sie sich um: Sie erzieht und lenkt, belehrt und gemahnt, nimmt und gibt – alles unter der stillschweigend unterstellten Maßgabe, besser zu wissen als das Volk, was diesem nützt oder schadet, was „solidarisch“ sei und was nicht. Diesbezüglich unterscheidet sich das sozialdemokratische Modell (also das Modell aller neuzeitlichen Parteien) wenig von den vormaligen sozialistischen oder nationalsozialistischen Systemen. „Unterschiede zeigen sich lediglich bei einzelnen Zielen und bei den weniger drastischen Methoden.“

(Für Interessierte: Roland Baader: totgedacht. Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören)

totgedacht_back

8 Kommentare zu „Ein Zwischenruf, basierend auf den Gedanken Roland Baaders: Gemeinwohl-Sozialismus

Kommentar verfassen